„Patientinnen und Patienten mit Hautveränderungen haben in der Zeit des ersten Lockdowns die Praxen und Kliniken gemieden und dadurch die Anzahl der Hautkrebsdiagnosen gedrückt“, sagt Professor Dr. med. Alexander Enk, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Hautklinik Heidelberg und Past-Präsident der DDG.
Eine retrospektive Studie von L. Jakobs et al., veröffentlicht in Cancers 2021, verglich, wie viele Krebserkrankungen in Deutschland in der Zeit Januar bis Mai 2019 und Januar bis Mai 2020 diagnostiziert wurden. Insgesamt wurden Daten von über 100.000 Patienten ausgewertet. Demnach seien durch die Coronapandemie von allen Tumoren die Hautkrebsdiagnosen am stärksten betroffen. Im März 2020 sanken die Hauttumor-Diagnosen in dermatologischen Praxen um 25,6 Prozent, im April 2020 sogar um 42,9 Prozent. In Allgemeinpraxen sanken die Zahlen um 19,6 Prozent im März 2020 und um 29,3 Prozent im April 2020.
Auch die Publikation einer italienischen Forschergruppe um F. Ricci im JEADV, kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Die vom pathologischen Referenzzentrum in Rom erfassten Zahlen zeigen, dass die Melanom-Inzidenzzahlen in den zwei Monaten vor dem Lockdown von 158 Melanomen auf 34 Melanome in der Zeit des ersten Lockdowns abfielen.
Gleichzeitig war der Verlauf der Tumordicken interessant. Während vor dem Lockdown die durchschnittliche Tumordicke 0,88 mm betrug, sank sie unter dem Lockdown auf 0,66 mm ab und stieg nach dem Lockdown auf 1,96 mm an. „Diese Melanomzahlen zeigen eindrücklich, dass Patientinnen und Patienten unter dem Lockdown seltener den Hautarzt mit der Verdachtsdiagnose Hautkrebs aufsuchten. Zugleich wird deutlich, dass dieses 'Warteverhalten' zu einem Anstieg der Tumordicke direkt nach dem Lockdown führte“, erklärt Enk. Dadurch verschlechtere sich die Prognose der Erkrankten erheblich.
„Als Fachgesellschaft appellieren wir eindringlich an die Bevölkerung, bei Hautveränderungen nicht zu warten, sondern sich umgehend untersuchen zu lassen. Hautkrebs-Früherkennungsuntersuchung, aber auch Nachsorge sollten unbedingt wahrgenommen werden“, sagt Professor Dr. med. Peter Elsner, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit DDG und Direktor der Hautklinik am Universitätsklinikum Jena.
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft