Hautkrebsreport 2019 Früherkennung rettet Leben - nur jeder Fünfte nutzt das Angebot

BerlinHautarztnews

Mit rund 270.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Hautkrebs die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Bei jeder siebten Erkrankung handelt es sich dabei um das gefährliche maligne Melanom, den schwarzen Hautkrebs. Gleichzeitig sind die Deutschen Früherkennungsmuffel: Jährlich nutzt nur jeder fünfte gesetzlich Versicherte das kostenlose Hautkrebsscreening. Das geht aus dem aktuellen Hautkrebsreport 2019 hervor, den das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), die Universität Bremen und die Techniker Krankenkasse (TK) gemeinsam erarbeitet haben.

In den Jahren 2009 bis 2015 hat der helle Hautkrebs um über 50 Prozent und der schwarze Hautkrebs um über 30 Prozent zugenommen. "Die Zahlen zeigen, Hautkrebs ist weiterhin eine ernst zu nehmende Erkrankung, die tödlich verlaufen kann. Mit dem Hautkrebsreport stellen wir eine umfangreiche Datenanalyse vor, wollen für das Thema sensibilisieren und aufklären, wie man gerade im Sommer bewusst mit der Sonne umgeht", sagte Dr. Jens Baas, Vorsitzender des Vorstandes der Techniker Krankenkasse, anlässlich der Präsentation des Reports in Berlin. Meist liege die Ursache für die Erkrankung schon Jahrzehnte zurück, so Baas weiter. 20 bis 30 Jahre braucht Hautkrebs, um sich zu entwickeln. Mit dem Alter steigt daher das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, erheblich an. Besonders betroffen ist die Altersgruppe der 75- bis 79-Jährigen, das zeigen die Zahlen der GKV-Versicherten. Von ihnen erkranken durchschnittlich 843 von 100.000 Versicherten im Jahr an schwarzem Hautkrebs. Zum Vergleich: Bei den 20- bis 24-Jährigen sind es nur 41 von 100.000 Versicherten. Dabei zeigen sich auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Bis zu einem Alter von 60 Jahren erkranken mehr Frauen an einem malignen Melanom als Männer. Danach kehrt sich das Bild um.

Nur jeder Fünfte geht zur Früherkennung

Grundsätzlich gilt: Je früher Hautkrebs erkannt wird, umso schonender kann er behandelt werden. Im Zeitraum zwischen 2015 und 2017 nahm pro Jahr jedoch nur jeder fünfte gesetzlich Versicherte eine Früherkennung bei einem Hautarzt oder seinem Hausarzt in Anspruch. Gesetzlich Versicherte haben alle zwei Jahre Anspruch auf eine Untersuchung. Diese nimmt kaum Zeit in Anspruch und ist auch nicht schmerzhaft, betonten die Experten. 

Den Daten des Hautkrepsreportes nach gingen besonders selten Menschen in Berlin, Thüringen und Sachsen-Anhalt zur Früh­erkennung; weniger als 17 Prozent. Der regionale Vergleich zeigt zudem, dass in den östlichen Regionen, insbesondere in Sachsen und Thüringen, mehr Versi­cherte das Screening beim Dermatologen durchführen ließen und in den westlichen Regionen häufiger der Hausarzt aufgesucht wurde. Dabei ist die Ursache für die unterschiedliche Inanspruchnahme der Dermatologen in Ost und West unklar. Am häufigsten dokumentiert ist Hautkrebs in Nordrhein-Westfalen mit fast 48.000, in Bayern mit rund 33.000 und in Baden-Württemberg mit 26.000 Fällen. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl verzeichnen Hessen (21.500), Niedersachsen (23.000) und Thüringen (6.000) die meisten Erkrankten. Mögliche Erklärungsansätze hier können den Experten zufolge Unterschiede im sozioökonomischen Status sowie die Dichte niedergelassener Dermatologen sein. 

Bahnbrechende Erfolge bei der Therapie von Hautkrebs

Geradezu bahnbrechende Fortschritte hat die Medizin in den vergangenen Jahren bei der Therapie von schwarzem Hautkrebs gemacht. Die medikamentöse Therapie basiert zunehmend auf modernen Immuntherapeutika, die dem Körper dabei helfen, Tumore selber zu bekämpfen. Da die Immuntherapie deutlich wirkungsvoller und verträglicher als die Chemotherapie ist, ist sie heute aus dem Behandlungsalltag nicht mehr weg zu denken, wie Prof. Christoffer Gebhardt, Leiter des Hauttumorzentrums am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), darstellte. So konnten neue Daten aus Zulassungsstudien zeigen, dass über 30 Prozent der Patienten mit metastasiertem Melanom inzwischen mehr als fünf Jahre überleben. "Das ist deutlich länger als bei einigen Chemotherapien", so Gebhardt. 

Trotzdem bleiben Früherkennung und Sonnenschutz weiterhin das A und O, um das Hautkrebsrisiko möglichst gering zu halten. Denn Hautkrebs ist vor allem eine verhaltensbedingte Erkrankung. Die Vermeidung übermäßiger UV-Strahlung sowie effektiver Schutz durch Kleidung und Sonnencremes können das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, deutlich verringern. "Jeder Sonnenbrand ist einer zu viel. Langfristige UV-Belastungen schaden der Haut nachhaltig, darüber müssen wir uns noch stärker bewusst werden", sagte Prof. Gerd Glaeske, Arzneimittelexperte der Universität Bremen, der ebenfalls an dem Report mitwirkte. Er riet daher zu konsequentem Sonnenschutz, insbesondere bei Kindern. "Der Report gibt wichtige Hinweise zum Umgang mit der Sonne. Denn der Sonnenbrand von heute ist der Hautkrebs von morgen", unterstrich Glaeske.

 

wha/BVDD