BVDD-Mitgliederumfrage Corona-Folgen: Handekzeme auf dem Vormarsch

Berlin/EuskirchenCorona-Info, Hautarztnews

Mutmaßungen zu den Auswirkungen der Coronapandemie auf die ambulante Versorgung gibt es zurzeit viele. Der BVDD wollte es genau wissen und hat seine Mitglieder online befragt zu Handekzemen in den Praxen, aber auch zur Nutzung teledermatologischer Verfahren und zu Wünschen an die Fortbildung.

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Die Coronapandemie beeinflusst auch die Versorgungsleistung der Dermatologen: Nach ersten vereinzelten Meldungen aus der Fachgruppe hat eine vom BVDD initiierte und von Almirall-Hermal unterstützte Online-Umfrage unter rund 2.800 Mitgliedern einen deutlichen Anstieg an Handekzempatienten in den Praxen bestätigt. Von den knapp 530 Teilnehmern, die die Umfrage zwischen dem 7. Und 17. Mai 2020 vollständig beendet haben, geben 84% an, seit Beginn der Coronamaßnahmen in Deutschland eine Zunahme an Handekzemen in der Praxis festgestellt zu haben. „Die Systemrelevanz der Dermatologie ist damit unbestreitbar“, betont BVDD-Vizepräsident Dr. Steffen Gass.

55 % der Befragten geben an, dass der Anteil der täglich in ihrer Praxis versorgten Handekzempatienten zurzeit bei bis zu 30 % liegt.

Interessanterweise stellt medizinisches Personal nicht den Hauptanteil der Handekzempatienten. Vielmehr ist das Verhältnis medizinisches Personal versus Allgemeinbevölkerung relativ ausgeglichen mit einer Tendenz zu mehr Handekzempatienten in der Allgemeinbevölkerung. So geben jeweils 24 % an, dass sie mehr medizinisches Personal beziehungsweise mehr Allgemeinbevölkerung behandeln. Deutlich mehr Patienten aus der Allgemeinbevölkerung sehen knapp 11 % der Befragten.

Ein aus der Sicht der Berufsdermatologen überragend positives Ergebnis ergibt sich aus der Frage nach der Verdachtsmeldung als Berufskrankheit: Hier geben 71 % der Befragten an, bei beruflicher Auslösung des Handekzems oder bei pflegenden Angehörigen mit Handekzem eine Meldung bei der Berufsgenossenschaft (BG) durchgeführt zu haben.

„Die hohe Zahl an BG-Meldern zeigt, wie sehr Dermatologen als Sachwalter der Interessen ihrer Patienten auftreten und durch Meldung an die Unfallversicherung dafür sorgen, dass die optimale Behandlung für diese beruflich betroffenen Patienten erfolgen kann“, freut sich Prof. Swen Malte John über das Ergebnis. Die Therapie zulasten des Unfallversicherungsträgers erlaube wirksame Therapieverfahren, die die GKV nicht abdeckt, zum Beispiel lokale PUVA-Therapie und blande Basistherapie im Intervall, so der Leiter der Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitswissenschaften der Universität Osnabrück.

Darüber hinaus haben die Patienten durch die Meldung auch Anspruch auf das volle Programm der speziell für berufliche Hauterkrankungen geschaffenen Beratungs- und Versorgungsangebote, beispielsweise ambulante Hautschutzseminare für die frühen Stadien, aber auch das stationäre Heilverfahren, falls die Erkrankung fortgeschritten sein oder sich als hartnäckig erweisen sollte.

Unabhängig von einer BG-Meldung verordnen – Mehrfachnennungen waren möglich – 98 % der Umfrageteilnehmer lokale Steroide, 94% Pflegepräparate und 92% Hautschutzpräparate; 41% geben Calcineurininhibitoren, 16 % Alitretinoin als Therapie an.

Neben dem Themenkomplex Handekzem wurden die möglichen Corona-bedingten Veränderungen beim Umgang mit dem Hautkrebsscreening in den Praxen abgefragt. Dabei zeigt sich ein heterogenes Bild. Während rund 38% der Befragten angeben, dass die Früherkennungsuntersuchung von Patientenseite weniger nachgefragt wird, bestätigen 36 %, keine Änderung in diesem Bereich festgestellt zu haben. 13,5 % bieten von sich aus seit Beginn der Coronamaßnahmen das Hautkrebsscreening in geringerem Maße an.

Vor dem Hintergrund zahlreicher Berichte über einen regelrechten Boom telemedizinischer Anwendungen durch die COVID-19-Pandemie konnte die Befragung der BVDD-Mitglieder diese Vermutung bestätigen. Aktuell bieten rund 39 % der Umfrageteilnehmer teledermatologische Verfahren in ihrer Praxis an. Dabei überwiegt die Online-Videokonsultation (17,5 %) die Offline-Beratung per Store- and-Forward-Verfahren (11 %), während 10% beides nutzen.

Von denjenigen, die aktuell teledermatologische Verfahren anbieten, gibt eine deutliche Mehrheit von 81 % an diese aufgrund von Covid-19 ausgeweitet zu haben.

Ebenfalls für einen Boom der Teledermatologie in Corona-Zeiten spricht, dass von den aktuellen Nutzern rund drei Viertel sagen, die Verfahren vor Corona nicht angeboten zu haben.

Covid-19 sorgt jedoch nicht nur für ein steigendes Interesse an der Telemedizin, sondern auch an Online-Fortbildungsmöglichkeiten: Zukünftig wünschen sich 66 % der Umfrageteilnehmer – Mehrfachantworten waren möglich – Online-Fortbildungen als ergänzendes Angebot, 62 % sind außerdem an digital abrufbaren CME-Fortbildungen interessiert, 28 % wünschen sich Online-Veranstaltungen mit Interaktion und 25 % Online-Qualitätszirkel. Nur 17 % haben dagegen gar kein Interesse an einer Online-Fortbildungsmöglichkeit. Ob das aktuell vorherrschende Credo „Distanz“ auch nach dem Abebben der Covid-19-Pandemie erhalten bleibt oder aber der Austausch „Auge in Auge“ im alten Maße zurückkehrt, bleibt sicherlich abzuwarten.

 

wha/BVDD