Aktuell | Zukunfts- und Innovationspreis 2016 Ideenschmiede Dermatologie

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BVDD-Innovationspreis: Das Fach präsentiert sich zukunftsfest

BERLIN/EUSKIRCHEN – Ob ressourcenschonende Energiegewinnung, interdisziplinäre Vernetzung oder telemedizinische Anwendungen – die Einreichungen zum „Zukunfts- und Innovationspreis 2016“ zeugen vom Einfallsreichtum der Fachgruppe. Wir stellen die zukunftsträchtigen Ideen vor.

Mit dem Innovationspreis will der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) die Zukunftsfähigkeit der Fachgruppe festigen und ausbauen. Die Jenapharm GmbH & Co. KG hat einen Preisfonds in Höhe von 5.000 Euro zur Verfügung gestellt. Verliehen werden die Trophäen im Rahmen der Tagung „Dermatologische Praxis“ am 9. April. Gesucht wurden Innovationen auf allen Ebenen der unternehmerisch ausgerichteten dermatologischen, fachärztlichen Tätigkeit.

 

Die Sonne nützen und vor der Sonne schützen
Eine Photovoltaikanlage mit Speicherbatterien sorgt seit dem Sommer 2014 dafür, dass die Hautarztpraxis von Dr. Pierre Foss im saarländischen Wadern weitestgehend energieautark ist. „Dazu wurde unter dem Motto ‚Die Sonne nützen und vor der Sonne schützen’ in Zusammenarbeit mit dem Vermieter das Gebäude energietechnisch gründlich saniert“, berichtet der Fan regenerativer Energien. Während bei gemieteten Praxisräumlichkeiten der Vermieter häufig kein Interesse an einer energetischen Sanierung hat, konnte Foss seine Ideen gemeinsam mit einem Architekten weitestgehend umsetzen. „Dabei habe ich selbst die Kosten für eine Luftwärme, Speicherbatterien und die Photovoltaik-Module mit sehr günstigen KFW-Krediten übernommen“, erläutert der Dermatologe.
Rund die Hälfte des durch die Solarmodule produzierten Stroms wird direkt verbraucht, der Überschuss für bewölkte Tage gespeichert. Am Anfang hatte Foss Bedenken, ob das Gebäude mit den Modulen nicht verschandelt wird. Aber das Gegenteil ist der Fall. „Viele, die es von außen sehen, denken, was für ein innovativer Arzt das sein muss“, sagt er. Inzwischen zieht der Umbau zu einer energieautarken Praxis weitere Kreise: „Im Verlauf der Renovierungsarbeiten hatte ich die Idee, meine Kenntnisse auch anderen niedergelassenen Kollegen zur Verfügung zu stellen und eventuell sogar eine Arbeits- oder Interessengemeinschaft hierfür zu gründen“, so Foss. Das Projekt: „Solar-Docs“ könnte interessierten Kollegen Hilfen anbieten und Mut machen, diesen Renovierungsschritt zu wagen. Zudem könnten, so die Idee, bei entsprechend großem Interesse Gruppenverträge mit relevanten Firmen geschlossen und beispielsweise eine Flotte von kostengünstigen E-Autos angeschafft werden.
„Das Solar-Docs-Projekt der solaraffinen Dermatologen wäre eine exzellente Werbung für unser Fach und schont unsere Umwelt und den eigenen Geldbeutel“, betont der Hautarzt. Immerhin sei die Dermatologie das klinische Medizinfach, das sich am meisten mit den Wirkungen der Sonne auf den Menschen professionell beschäftigt. Das könne man als Anregung annehmen, die Sonne auch energetisch für die eigene Praxis zu nutzen.

 

PsoNet: mustergültig für ganz Europa
Enger fachlicher Austausch zwischen Kollegen aus der Klinik und der Praxis, um die komplexe Versorgung von Psoriasispatienten auf der Basis der S3-Leitlinie zu verbessern – so lautet das Credo der PsoNet-Bewegung. Dazu haben sich insgesamt über 600 Hautärzte zu inzwischen bundesweit 27 Psoriasisnetzwerken auf regionaler Ebene zusammengeschlossen und sich die Umsetzung der „Nationalen Versorgungsziele Psoriasis 2010-2015“ auf die Fahne geschrieben, die in diesem Jahr weiterentwickelt werden sollen.
„PsoNet ist ein positives Beispiel dafür, wie das Ineinandergreifen von Forschungsaktivitäten der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft und des Berufsverbandes und von gesundheitspolitischem Engagement vieler Dermatologen mehr Qualität und Patientenorientierung generiert“, unterstreicht PD Dr. Mark Alexander Radtke vom Förderverein PsoNet. Wichtiges Merkmal der PsoNetze ist auch die Früherkennung der Psoriasis-Arthritis sowie der Komorbiditäten.
Die regionalen Psoriasisnetze werden eigenständig von Hautärzten gegründet. „Diese verwalten und koordinieren Maßnahmen wie beispielsweise regionale Fortbildungs- und Informationsveranstaltungen“, erläutert Radtke. Unterstützung erhalten sie dabei vom Competenzzentrum für Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVderm) durch koordinierende, moderierende und evaluierende Maßnahmen auf regionaler und bundesweiter Ebene. Jedes Netz hat einen Sprecher, der für die Außendarstellung sorgt. Gemeinsame Austauschplattformen sind die Internetseite www.psonet.de sowie das halbjährlich erscheinende PsoNet Magazin. „PsoNet hat sich zu einer wichtigen Matrix der Versorgung und auch der gesundheitspolitischen Aufstellung der Dermatologie entwickelt“, betont Radtke. Dabei habe die Initiative hohe internationale Anerkennung gewonnen, sodass sie als mustergültig für ganz Europa gilt.

 

Telemedizin in der Kinderdermatologie
In der Kinderdermatologischen Spezialsprechstunde der Universitätshautklinik Mainz wird bei Wiedervorstellungen der kleinen Patienten standardisiert erhoben, welchen zeitlichen und finanziellen Aufwand dies für die Eltern bedeutet und wie dadurch die Lebensqualität beeinflusst wird. „Wir wollen herausfinden, wie mit telemedizinischer Unterstützung diese Abläufe optimiert werden können, was letztlich zu einer Entlastung des Gesundheitssystems führt“, erläutert Oberärztin Dr. Petra Staubach-Renz. Das Projekt wurde bei der Ethik-Kommission Rheinland-Pfalz angemeldet und aus eigenen Mitteln finanziert. Die ermittelten Daten sollen die Relevanz der Telemedizin untermauern und als Grundlage für Verhandlungen mit den Krankenkassen dienen.
Ausgangspunkt des Projektes war eine Verbesserung der Zusammenarbeit mit den Kinderärzten. Dazu wurde zunächst ein Kinderärzte-Qualitätszirkel gestaltet und an der Mainzer Hautklinik eine kinderdermatologische Spezialsprechstunde eingerichtet. Zudem fand eine interdisziplinäre Fortbildung zur Kinderdermatologie mit 120 Teilnehmern statt. Dabei wurde klar, dass großer Bedarf besteht, eine adäquate Versorgung der Kinder zu gewährleisten. „Einfache Wege mussten gefunden werden“, so Staubach-Renz. Als Ergebnis entwickelte die Hautklinik eine Vorlage, die es den Kinderärzten ermöglicht, eine direkte Anfrage zu stellen. Dies kann per Fax oder per E-Mail auch mit Patientenbildern versehen geschehen. Anschließend werden die Patienten von der Hautklinik kontaktiert, zeitnah einbestellt und der Kinderarzt per Antwortfax direkt nach der Vorstellung über die weitere Empfehlung informiert.
Die Resonanz war riesengroß. „Wir haben in den ersten sechs Monaten mehr als 150 Kinder mit diversen Erkrankungen gesehen“, berichtet Staubach-Renz. Häufig waren Wiedervorstellungen erforderlich. In diesem Zusammenhang haben sich digitale Übertragungswege und somit auch die Telemedizin als entscheidende Faktoren einer zeitgerechten Versorgung der Patienten herausgestellt.

 

Abgelaufene Cremes in der Praxis sind passé
Welcher niedergelassene Dermatologe kennt das nicht: Mit dem Öffnen einer Creme oder Lösung verkürzt sich deren Haltbarkeit auf wenige Tage bis zu einigen Monaten. Hinzu kommen angebrochene Packungen in verschiedenen Behandlungsräumen. Hier den Überblick zu behalten, Ressourcen nicht zu verschwenden oder gar abgelaufene Cremes zu verwenden, dafür sorgt in der Praxis „haut ok“ von Dr. Marion Moers-Carpi eine intelligente Verfallsdatenkontrolle. „dabei werden in eine Datenbank die Produkte eingetragen, die in der Praxis verwendet werden“, berichtet Praxismanager Michael Carpi. Ein zusätzliches Datenfeld bestimmt die „Haltbarkeit nach Anbruch“. „Als kleine Wissensbasis für die Medizinischen fachangestellten und die Azubis haben wir noch Felder mit dem Anwendungsbereich und den Alternativprodukten eingefügt“, erläutert Carpi weiter. Ebenfalls nicht fehlen darf die Definition, in welchen Behandlungsräumen das Produkt verfügbar sein soll.
Jeder Mitarbeiter kann in seinem raum die Liste abrufen und bestimmen, welche Medikamente dort verfügbar sein sollen. Diese Produkte können dann in den einzelnen Räumen bereitgestellt oder geöffnet werden. „Mit der Bereitstellung haben wir auch die noch nicht geöffneten Medikamente im Griff“, betont der Praxismanager. Zudem können mit dem System Produkte verlagert werden. „Dies ist beispielsweise sinnvoll, wenn es einen Behandlungsraum gibt, in dem der Verbrauch einer Creme nur sehr gering ist“, so Carpi. Die intelligente Verfallsdatenkontrolle ermöglicht, alle Medikamente individuell zu kontrollieren und zu sehen, welche Produkte demnächst ablaufen, um rechtzeitig nachzubestellen. Zudem ist die Lösung auch auf andere Bereiche, wie etwa den Notfallkoffer anwendbar.

 

Per Briefwaage zur korrekten OP-Abrechnung
Praxiserprobt und einfach in der Handhabung – das ist das Verfahren, mit dem PD Dr. Jürgen Kreusch die Größe von OP-Präparaten ermittelt. Grundlage ist eine elektronische Briefwaage. „In Anbetracht der in letzter Zeit häufiger durchgeführten Kontrollen der Größe von nach Kapitel 31 abgerechneten OP-Präparaten durch die KVen dürfte dieses Vorgehen für deutlich mehr Rechtssicherheit sorgen, als wenn Angaben im Histologiebefund mit Schrumpfungs- und Fixationsartefakten herangezogen werden“, erläutert der Lübecker Hautarzt. Man stellt ein fertig mit Fixierlösung beschicktes Histologiegefäß auf eine elektronische Briefwaage und setzt die Anzeige durch Betätigen der Tara-Taste auf null, subtrahiert also die Masse des Histologiegefäßes. Nach der OP kann das Exzidat einfach in das fertig vorbereitete Histologiegefäß gegeben werden. Die ermittelte Masse wird sofort angezeigt.
„Jedes Gewebsstück von mehr als 1,1 Gramm Gewicht erfüllt die Forderung des EBM-Kapitels 31 groß zu sein“, erläutert Kreusch. Da Körpergewebe eine Dichte von etwas weniger als 1 Gramm/Kubikzentimeter hat, entspricht eine Masse von wenig mehr als 1 Gramm recht genau dem im EBM geforderten Volumen von 1 Kubikzentimeter. Die Messung von Schnittlänge und/oder Fläche kann entfallen. „Das geht äußerst schnell, ist viel einfacher und genauer zu dokumentieren als Messungen oder gar Schätzungen der Probengröße“, versichert der Dermatologe. Lediglich bei einem höheren Anteil von Fettgewebe, beispielsweise bei einem Lipom, muss eine kleine Korrektur erfolgen. „Hier kann ein Zuschlag auf die Wägung von circa zehn Prozent helfen, die geringere Dichte dieses Gewebsanteils sicherheitshalber zu berücksichtigen“, empfiehlt Kreusch.
Der guten Ordnung halber sollte im OP-Protokoll die Angabe der ermittelten Exzidatmasse stehen mit dem Vermerk „x Gramm Gewebe entsprechen bei einer Dichte von ca. 1 g/Kubikzentimeter einem Volumen von x Kubikzentimeter“. „Damit sind die Vorgaben des EBM auch formal erfüllt“, versichert Kreusch.

 

HPV-Schnelltest erweitert Hautkrebsscreening
Ein seit mehreren Monaten verfügbarer Test erlaubt den schnellen Nachweis von Humanen Papilloma Virus (HPV) Typ 16-Antikörpern aus einem Tropfen Kapillarblut. Binnen weniger Minuten liegt ein Ergebnis vor. „Das neuartige Testsystem eröffnet die Möglichkeit, ein erweitertes Vorsorgeprogramm beim Dermatologen fest zu etablieren“, ist Hautarzt Prof. Dietrich Abeck überzeugt. Die Hands-on-Time für das Praxispersonal beträgt nur etwa zwei Minuten. Die Vergütung erfolgt privatärztlich.
Eine Infektion mit HPV16 gilt neben Rauchen und Alkoholkonsum als Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Plattenepithelkarzinomen der Mund- und Rachenschleimhaut. Eine frühzeitige Erkennung erlaubt deutlich schonendere Therapiemaßnahmen und verspricht eine wesentlich bessere Prognose im Hinblick auf Lebenserwartung und Lebensqualität der Patienten. Doch eine echte Früherkennung ist bisher nicht etabliert. „Die Kompetenz im Hinblick auf das Erscheinungsbild des Plattenepithelkarzinoms und die Bewertung der onkogenen Faktoren von HPV liegt bei uns in der dermatologischen Praxis“, erläutert Abeck. Bereits heute zählt im Rahmen des Haukrebsscreenings der Blick in den Mund zur Routine, um Veränderungen der Schleimhaut frühzeitig zu erkennen. „Mit dem Verweis, dass Veränderungen der Schleimhäute auch im Rachen auftreten können, kann die Ausweitung der Krebsvorsorge einfach vermittelt werden“, so der Münchener Dermatologe weiter.
Ein in der S3 Leitlinie „Mundhöhlenkrebs – Diagnose und Therapie“ beschriebenes Verfahren ist der serologische Nachweis von Antikörpern gegen HPV16 L1. Bei dem von der Abviris Deutschland GmbH entwickelten Schnelltest wird ein Tropfen Kapillarblut entnommen und in ein Reagenz gegeben, das die Testsubstanz enthält. Nach zehn Minuten Warten wird das so entstandene Gemisch auf eine beigefügte Testkassette geträufelt und das Ergebnis kann einfach abgelesen werden. „Der serologische Nachweis von HPV16 L1 zeigte in Studien eine außerordentlich hohe Spezifität von 99,5 Prozent“, sagt Abeck. Bei einem positiven Testergebnis sei eine Überweisung zum HNO-Arzt ratsam.

 

Fachübergreifende Vernetzung
Niedergelassene Dermatologen in Rheinhessen veranstalten gemeinsam mit der Universitätshautklinik Mainz seit 2012 regelmäßig das „Mainzer Update Dermatologie“. „Dabei informieren wir Kolleginnen und Kollegen anderer Fachrichtungen insbesondere die Allgemeinmediziner über grundsätzliche Themen der Dermatologie“, erläutert Hautarzt Dr. Wolfgang Klee, Vorsitzender des Ärztevereins Mainz, unter dessen Schirmherrschaft die Fortbildungen und die Kooperation der Ärzte koordiniert werden.
Bei der Themenauswahl werden vor allem die Wünsche und Vorschläge der Teilnehmer der jeweils vorherigen Veranstaltung aufgegriffen. Ob Urtikaria, Hautkrebsscreening, Neurodermitis, Proktologie, heller Hautkrebs oder Psoriasis – das Update spiegelt die gesamte Breite des Faches wider. Referenten sind neben Klinikärzten auch niedergelassene Hautfachärzte. Die Informationen rund um die Dermatologie haben zum Ziel, die Zusammenarbeit zwischen Klinik und Niederlassung, aber auch mit anderen Fachrichtungen zu fördern. Zudem sollen Nicht-Dermatologen fit gemacht werden für den Umgang mit häufigen Hauterkrankungen.

 

Das Hautkrebsscreening entzerren
Die Abläufe beim gesetzlichen Hautkrebsscreening insbesondere im ländlichen Raum verbessern soll das Projekt „Consilium Dermatologicum“. Kern des Konzeptes ist ein Telekonsil zwischen Hausarzt und Dermatologe. „Die Technik funktioniert bereits problemlos, jetzt sind wir auf der Suche nach Sponsoren und Projekpartnern“, erläutert Prof. Uwe Paasch, Oberarzt an der Universitätshautklinik Leipzig und niedergelassen im nahegelegenen Taucha. Das Telekonsil kann das Hautkrebsscreening entzerren, ist Paasch überzeugt. Die meisten Patienten lassen die Früherkennungsuntersuchung beim Hausarzt machen. Entdeckt dieser einen verdächtige Veränderung, überweist er zum Hautarzt. Um den Termin kümmert sich zumeist der Patient selbst. „Allerdings sind die Wartezeiten auf eine Vorstellung beim Hautarzt nicht selten drei Monate und länger“, so Paasch – wertvolle Zeit bis zur endgültigen Abklärung.
Hier setzt das Telekonsil an. Der Hausarzt übermittelt den Befund in Form eines hochaufgelösten Fotos zeitnah über das sichere Netz der Kassenärztlichen Vereinigung an einen Dermatologen, der in einem festgelegten Zeitraum seine Beratung abgibt. Beide unterhalten eine Audio-/Videoverbindung. „Damit verhindern wir, dass der Patient lange auf einen Termin warten und weite Wege zurücklegen muss“, betont Paasch. Gleichzeitig könne sich der Hautarzt Zeitfenster für die Beurteilung der Befunde flexibel einräumen. Für das Pilotprojekt sind 36 Monate eingeplant. In einem nächsten Schritt ist eine Vernetzung der niedergelassenen Dermatologen mit den Kliniken angedacht.

 

Alle Praxis-Aufgaben sicher im Griff
In der Hautarztpraxis von Dr. Marion Moers-Carpi sorgt ein Intranet basiertes System dafür, dass immer wiederkehrende Routineprüfungen wie der Austausch von Wasserfiltern, Arbeitsschutzunterweisungen, Produktbestellungen oder auch das Prüfen von Pilzkulturen revisionssicher durchgeführt werden. Dazu wurden zunächst die einzelnen Aufgaben definiert und diese dann Personen zugeordnet. „Als Überprüfungstool dient eine Ampel auf der Intranet Startseite, um den jeweiligen Status in Sekundenbruchteilen beurteilen zu können“, erläutert Dipl.-Ing. Michael Carpi, der für das Praxismanagement verantwortlich zeichnet. Rot bedeutet, es gibt Handlungsbedarf, gelb, dass die Aufgabe bearbeitet wird, und grün, dass alles in Ordnung ist. Eine Prozessbeschreibung sorgt zudem dafür, dass jeder Mitarbeiter weiß, was er zu tun hat.
Um das System erfolgreich umzusetzen, hat jeder Mitarbeiter einen eigenen Benutzer-Account im Netzwerk und arbeitet in seinem Profil. „Zudem haben wir die Programmierung für die im Sharepoint verfügbare Aufgabenfunktion angepasst und zur Visualisierung ein Ampel-Plugin auf der Intranet-Startseite implementiert“, so Carpi. Das Tool ermöglicht auch, eine Lösungshistorie nachzuvollziehen. Darüber hinaus hat die Chefetage bei kritischen Aufgaben genügend Zeit, um zu reagieren, falls die Prüfung nicht abgeschlossen wird. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn um 14 Uhr am Tag der vorgesehenen Aufgabe die Ampel noch auf rot steht. Dann wird die Prüfung entweder an eine andere Person delegiert oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.


Interdisziplinär Transsexuellen helfen
Das „Leipziger Zentrum für Transsexuelle Medizin“ garantiert für transidente Menschen kurze, frustfreie Wege zwischen verschiedenen Fachärzten und stärkt die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Gegründet wurde es von Hautärztin Dr. Marion Krakor. „Ich sehe die Zukunftssicherung unserer Praxen im gemeinschaftlichen kollegialen Miteinander verschiedener Fachgruppen, wie wir hier mit großem Erfolg beweisen können“, erläutert die Leipziger Dermatologin.
Vor dem Hintergrund, dass sie viele transsexuelle Patienten in ihrer Praxis betreut und deren nicht alltäglichen Probleme kennt, kam sie auf die Idee, ein Beratungs- und Behandlungszentrum für transidente Menschen aufzubauen, in dem sich fachgruppenübergreifend qualifizierte Mitarbeiter den Transgendern widmen können. „Transidente Menschen möchten sozial als Angehörige des jeweils körperlich anderen Geschlechts anerkannt werden und streben daher eine Angleichung der Fremdwahrnehmung ihres Körpers durch andere Menschen und ihrer Selbstwahrnehmung an“, erläutert Krakor.
Sie konnte schließlich verschiedene Disziplinen für die Mitarbeit im Zentrum gewinnen. Dazu zählen neben der Dermatologie die Logopädie (Stimmbildung), Ergotherapie (Körperwahrnehmung), Innere Medizin (Hormonbehandlung), Gynäkologie, Psychotherapie sowie eine Visagistin (Schminkberatung, Perückenherstellung) und ein Hersteller von Brustepithesen. Als gemeinsame Plattform dient die Homepage www.alex-sandra.de, die zur jeweiligen Praxis führt. Zu den angebotenen dermatologischen Leistungen gehören unter anderem Epilationen, Pflegeberatung, medizinische Kosmetik, Lippenvergrößerung, aber auch die Feminisierung des Gesichtes mittels Botulinum und Fillern sowie die Reduzierung des Kaumuskels mit Botulinum für ein schmaleres Gesicht.

 

Laborwerte per App auf dem Smartphone
Die von Hautarzt Dr. Ulrich Shih initiierte Softwarelösung PIA (Personal Information App) bringt Laborwerte direkt aufs Smartphone der Patienten. Auslöser seiner Initiative waren die Beschwerden von Patienten, die Praxis telefonisch nur schlecht erreichen zu können. „Gleichzeitig sehe ich die Helferinnen das ständig klingelnde Telefon bedienen“, berichtet Shih. Dabei gehe es in zahlreichen Telefonaten lediglich um die Abfrage von Blutwerten und Histologien durch die Patienten. „Um Prozesse zu optimieren, die Mitarbeiter wieder qualifikationsgerecht einzusetzen und ein Serviceangebot zu schaffen, das den Patienten frustrierende Telefonate mit der Praxiswarteschleife erspart, habe ich mich entschlossen, eine Lösung zu realisieren, die es in dieser Form auf dem Markt noch nicht gibt“, erläutert der in Leonberg niedergelassene Dermatologe.
Entwickelt hat die App die Softwarefirma aaronprojects. PIA umfasst drei Ebenen: das Laborbuch beim Arzt, das kostenpflichtig von diesem zu erwerben ist, die kostenlose Smartphone-App beim Patienten sowie die Serverlösung beim Dienstleister, die monatlich vom Arzt bezahlt wird. Die Software kommt bereits seit 2015 zum Einsatz und wurde in diesem Jahr weiter optimiert.
„Der Arzt importiert die von seinen Laboren empfangenen Befunde in das elektronische Laborbuch, sichtet diese und kann sie mit Kommentaren und Handlungsanweisungen für den Patienten versehen“, erklärt Shih den Ablauf. Falls der Patient seine Zustimmung erklärt hat, werden die Befunde auf sein Smartphone versandt. Gleichzeitig kann der Arzt die Befunde in sein Praxisprogramm übertragen, sodass diese inklusive seiner Kommentare in seiner Dokumentation zur Verfügung stehen. „Die Schnittstellen sind standardisiert und in jedem gängigen Praxisprogramm vorhanden“, versichert der Hautarzt. Der Datenschutz sei gewährleistet, da lediglich durch QR-Codes zuordnungsfähige namenlose Laborbefunde übertragen werden. „Erst auf dem Smartphone, wo der Entschlüsselungscode gespeichert ist, können diese Befunde zugeordnet werden“, so Shih. Die Kostenersparnis durch die freigesetzte Zeit bei den Helferinnen liege damit weit höher als die monatlichen Kosten, wie mit einer Kalkulationstabelle auf der PIA-Homepage www.mobile-medical.de errechnet werden kann.


Zertifizierung „Medizinischer Gesundheits-Therapeut“ entwickelt
Mit der Zusatzqualifikation „Medizinischer Gesundheits-Therapeut“ will Hautärztin Dr. Angelika Rietz im Bereich der medizinischen Gesundheit und Ästhetik ein Bindeglied zwischen Arzt und Patient schaffen. Ziel ist es, neue Praxisleistungen auch außerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung zu integrieren. „Das Konzept basiert auf der Idee, MFA, Angestellten in medizinischen Berufen, Menschen in Heilberufen, aber auch Selbstständigen wie Podologen eine Fortbildung anzubieten, die deutlich über dem Niveau einer Kosmetikerin liegt“, erläutert die Geretsrieder Dermatologin.
Das Zertifikat besteht aus drei Fortbildungsstufen, die aufeinander aufbauen: Der Hautberater (Basic), der Hautmanager (Intermediate) und der Hauttherapeut (Advanced). Alle drei müssen erfolgreich absolviert werden. Danach verfügt der Medizinische Gesundheitstherapeut über ein Portfolio an Wissen bezüglich Anwendung und Nutzen von Cosmeceuticals und Geräten sowie ihrer Wirkmechanismen“, versichert Rietz. Damit sei er in der Lage, mit medizinischen Fachleuten sicher und kompetent zusammenzuarbeiten. So könnten Inhaber des Zertifikates beispielsweise Ultraschall zum Einschleusen von Wirkstoffseren und zur Hautglättung einsetzen, medizinische Peelingverfahren für die oberflächlich-epidermale Auffrischung bis hin zur Wirkung in tiefere Hautschichten anwenden und eine professionelle Mikrodermabrasion durchführen.
„Ich sehe in diesem Angebot eine Strategie zum Erfolg, indem Patienten überzeugt werden, durch theoretische und praktische Angebote ihrem Bedürfnis nach einem gesunden Lebensstil gerecht zu werden“, so Rietz. Wer in seiner Praxis die Kompetenzen eines Medizinischen Gesundheitstherapeuten anbiete, verbessere seine Position gegenüber Wettbewerbern und vergrößere sein Wirtschaftlichkeitspotential durch mehr IGe-Leistungen.

 

wha/BVDD