26. ADO-Kongress: Bessere Überlebenschancen bei Hautkrebs
DRESDEN – Nach den vielversprechenden Fortschritten der Dermato-Onkologie werden die neuen Erkenntnisse beim 26. Deutschen Hautkrebskongress der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO) vorgestellt, der vom 22. bis 24. September 2016 in Dresden stattfindet.
„Das zunehmende Verständnis der genetischen Veränderungen in Melanomzellen und der Wechselwirkungen zwischen Melanomzellen und Immunsystem hat das Therapieangebot für Patienten mit metastasiertem Melanom in den letzten Jahren wesentlich verbessert“, erläutert vorab Prof. Friedegund Meier von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Dresden, die die wissenschaftliche Leitung des Hautkrebskongresses übernommen hat. Noch bis vor wenigen Jahren galt der nicht mehr operable metastasierte schwarze Hautkrebs (Melanom) als nicht behandelbar mit einer 3-Jahres-Überlebensrate von deutlich unter 10 %. Inzwischen stehen für Patienten mit metastasiertem Melanom mehrere wirksame Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Dazu zählen sogenannte BRAF-Inhibitoren (Vemurafenib, Dabrafenib) und MEK-Inhibitoren (Trametinib, Cobimetinib). Dabei handelt es sich um Medikamente, die gezielt durch Mutationen aktivierte Signalübertragungswege in Tumorzellen blockieren und damit das Wachstum von Tumorzellen hemmen. BRAF-Inhibitoren in Kombination mit MEK-Inhibitoren erzielen ein rasches und zuverlässiges Ansprechen auf die Behandlung bei den meisten Patienten, deren Tumorzellen die genannten Mutationen haben. Die 3-Jahres-Überlebensrate für Patienten unter dieser Kombinationstherapie beträgt über 40 %. „In der Regel wird die Behandlung gut vertragen“, betont Meier. Nur bei 10 % der Patienten musste bisher die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen wie beispielsweise Fieber und Gelenkschmerzen abgebrochen werden.
Hinzu kommt: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse ermöglichten die Entwicklung von Immun-Checkpoint-Inhibitoren (CTLA-4-Antikörper Ipilimumab; PD-1-Antikörpern Nivolumab oder Pembrolizumab), die die Herunterregulation der Aktivität von T-Zellen verhindern können. Die Aktivität von T-Zellen (Abwehrzellen des Immunsystems) wird über Immun-Checkpoints herunterreguliert, um eine überschießende Aktivierung des Immunsystems zu verhindern. Allerdings werden dadurch auch Abwehrreaktionen des Immunsystems gegen Tumorzellen blockiert.
Der Immun-Checkpoint-Inhibitor Ipilimumab erzielte für Patienten mit metastasiertem Melanom als erstes Medikament eine deutliche Verlängerung des Gesamtüberlebens mit einem Langzeitüberleben – bisher liegen Daten für zehn Jahre vor – bei mehr als 20 % der Patienten. Verzögertes Ansprechen auf diese Behandlung und schwere immunvermittelte Nebenwirkungen können allerdings den Benefit einschränken. Die Behandlung mit PD-1-Antikörpern erzielt eine 3-Jahres-Überlebensrate von 40 % bei meist guter Verträglichkeit. Nur bei 6-8 % der Patienten musste bisher die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen abgebrochen werden. Zu den Nebenwirkungen gehören insbesondere überschießende Immunreaktionen, die zu Entzündungen in verschiedenen Organen führen können, wie der Haut (Hautausschlag), dem Darm (Durchfall), der Lunge (Lungenentzündung) und den hormonbildenden Drüsen (Entzündung der Schilddrüse oder der Hypophyse).
Die Kombination Ipilimumab plus Nivolumab erzielt ein Ansprechen auf die Behandlung bei bis zu 60 % der Patienten. Von dieser Kombinationstherapie, die vor kurzem zugelassen wurde, wird ein zeitnahes und lang anhaltendes Ansprechen erwartet. Dieser potentielle Benefit wird allerdings durch verstärkte Nebenwirkungen erkauft. Aktuell werden in klinischen Studien Strategien für Therapiesequenz (Therapieabfolge) und Therapiekombinationen geprüft. „Insgesamt haben sich die Prognose, die Überlebenschancen für Patienten mit metastasiertem Melanom entscheidend verbessert”, so Meier.
Alle Informationen zum Kongress sowie das Programm gibt es unter www.ado-kongress.de.