Aktionsforum Allergologie prangert Unterversorgung an
BERLIN - Das Aktionsforum Allergologie (AfA), dem auch der BVDD angehört, warnt angesichts der bevorstehenden Allergie-Hochsaison vor einer dramatisch wachsenden Zahl an unbehandelten Allergikern und fordert Politik und ärztliche Selbstverwaltung auf, die Versorgung von Menschen mit Allergien endlich zu verbessern.
„Bei der Allergieversorgung in Deutschland stehen die Uhren bereist auf 5 nach 12“, unterstrich Hautärztin PD Dr. Kirsten Jung, Präsidentin des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (AeDA), anlässlich einer Pressekonferenz des 2013 gegründeten Aktionsforums, dem auch der BVDD angehört. Eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie des Gesundheitsökonomen Prof. Jürgen Wasem zeigt, dass nur sieben Prozent der Menschen mit Heuschnupfen und nur fünf Prozent der an Asthma leidenden Menschen eine Hyposensibilisierung erhalten. „Damit leben wir in einer allergologischen Bananenrepublik“, so Jung.
Die Versorgungsschere gehe weiter auseinander, betonte Prof. Harald Renz, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI). 30 Prozent der Bevölkerung leiden im Laufe des Lebens an einer Allergie. Jedes dritte Neugeborene komme inzwischen mit einem Allergierisiko auf die Welt. Gleichzeitig nehme auf der anderen Seite die Versorgung in den Praxen ab. Als Ursache nannte Renz vor allem die Regelleistungsbudgets. „Seit deren Einführung erbringen 30 Prozent weniger Niedergelassene allergologische Leistungen“, so der DGAKI-Präsident.
Daher fordern die im AfA organisierten Dermatologen, HNO-Ärzte, Pneumologen und Pädiater Politik und ärztliche Selbstverwaltung auf, die Versorgung von Menschen mit Allergien zu verbessern. So müsse die Allergologie in der Approbationsordnung und in den Weiterbildungsordnungen verankert sowie eine bundesweite Präventionsstrategie erarbeitet werden. Für eine Vergütung nach der Schwere der Erkrankung statt einer Pauschale machte sich außerdem Dr. Andreas Hellmann, Vorsitzender des Bundesverbandes der Pneumologen, stark. Der neue EBM werde dieses Problem lösen müssen, sagte er.
Die Versorgungssituation verbessern könnte zudem die Einführung eines Disease Management Programms (DMP) für Allergologie, sind sich die Fachgruppen einig. Ein entsprechender Antrag des Aktionsforums ist allerdings im letzten Jahr vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) abgelehnt worden. Damit sei diese Chance durch, so Jung. Jetzt will sich das Bündnis verstärkt auf die Öffentlichkeitsarbeit konzentrieren, um Allergien aus der Bagatellisierungs-Ecke zu holen.