KBV lädt zur außerordentlichen Vertreterversammlung nach Berlin ein
BERLIN - Vier Jahre lang war Ruhe an der gesundheitspolitischen Front. Jetzt flammt der Ärzteprotest neu auf, angestachelt von der Forderung der Krankenkassen den Punktwert zur Berechnung der Arzthonorare abzusenken.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat kurzfristig für Samstag, 1. September eine außerordentliche Vertreterversammlung nach Berlin einberufen. Einziger Tagesordnungspunkt: "Gefährdung der flächendeckenden ambulanten Versorgung vor dem Hintergrund der von den gesetzlichen Krankenkassen angekündigten Weigerung, die für die ambulante Versorgung notwendigen Finanzmittel bereitzustellen". Dort wird noch vor dem für kommende Woche erwarteten Schlichtungsspruch die weitere Marschrichtung beraten.
"Als Ärzte fühlen wir uns von unseren angeblichen Vertragspartnern den Krankenkassen geradezu verhöhnt," kommentiert BVDD-Präsident Dr. Michael Reusch die jüngste Entwicklung. "Wir Ärzte sind auf keinen Fall bereit, durch Alterung und Morbiditätszunahme veranlasste Mehrleistungen zu eigenen Lasern zu erbringen. Nichts anderes stelle die jetzt von den Krankenkassen angekündigte Rückabwicklung der moderaten Steigerung der Gesamtvergütung dar, die 2008 "nach zehn Jahren Stillstand" erreicht werden konnte. "Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen wird kommende Protestaktionen aktiv und im Schulterschluss mit allen anderen Kolleginnen und Kollegen unterstützen".
Der Bundesvorstand des NAV-Virchow-Bundes hat in einer Sondersitzung am beschlossen, allen Berufs- und Fachverbänden in seiner Berliner Geschäftsstelle eine Koordinierungsstelle für den Ärzteprotest bereitzustellen.
Ziel ist es, möglichst schnell die Aktionsfähigkeit der ärztlichen Verbände herzustellen sowie die anstehenden Protestmaßnahmen und Praxisschließungen zu koordinieren, um "ein wirkungsvolles Signal an Krankenkassen und Politik" auszusenden. "Honorarklau und eine Rückkehr zum alten Globalbudget mit floatendem Punktwert sind mit den niedergelassenen Ärzten nicht zu machen," so der nav.
In Form eines runden Tisches können die Berufs- und Fachverbände gleichberechtigt ihre Ideen und Protestformen einbringen. Erstes Ziel ist die Information von Patienten und Versicherten über die fatalen Forderungen der Krankenkassen und die Mobilisierung von Ärzten und Praxismitarbeitern. Ein zentraler Protesttag in Berlin soll vorbereitet werden.
Telefon: (030) 28 87 74-122&