Akuter Allergie-Notstand ist unausweichlich

Gesundheitspolitik

Allergologen machen mobil gegen anhaltende Unterfinanzierung

HAMBURG - Der Ärzteverband Deutscher Allergologen (ÄDA) und sein Präsident Prof. Wolfgang Czech machen im Vorfeld der Bundestagswahl in einer aktuellen Pressekampagne unmissverständlich klar, dass in der Gesundheitspolitik ein Kurswechsel notwendig ist, wenn Allergiker in Deutschland in Zukunft noch ausreichend versorgt werden sollen.

Jeder dritte Deutsche ist allergiekrank, etwa 20 Millionen leiden an Heuschnupfen. Bei mehr als zwei Millionen Bundesbürgern drohe nach dem Stich einer Biene oder Wespe ein allergischer Schock, doch die fachärztliche Versorgung der Allergiepatienten stehe am Abgrund, warnt der Allergieärzteverband. Dahinter stehe der gesundheits-

politische Wille, durch Unterfinanzierung die Zahl der ambulant tätigen Allergologen zu senken.
„Fachärzte mit einer zusätzlichen Weiterbildung in Allergologie können Allergien wirkungsvoll bekämpfen. Sie bekommen dafür von den KVen allerdings kein Geld“, unterstreicht ÄDA-Präsident Prof. Dr. Wolfgang Czech. Ärzte mit einer allergologischen Zusatzausbildung erhalten dafür jedoch kein zusätzliches Honorar, denn seit dem 1. Januar 2009 gelten die RLV. So erhalten Dermatologen im 3. Quartal 2009 im Bundesdurchschnitt ca. 17 Euro für die dreimonatige Behandlung ihrer Patienten und HNO-Ärzte ca. 30 Euro. Für die Diagnostik und Therapie von Allergiepatienten gibt es keinerlei Zuschläge. Ausnahme: Die allergologisch tätigen Hautärzte in Baden-Württemberg erhalten im Quartal ein Extrabudget von 3,45 Euro – allerdings bei vergleichbar niedrigeren RLV.
Es liegt auf der Hand, dass auch mit 1,15 Euro im Monat keinem Allergiker geholfen werden kann, denn dafür ist keine allergologische Untersuchung, Diagnostik und Behandlung möglich. „Das für drei Monate vorgesehene Budget des Facharztes ist bereits beim ersten Arztbesuch des Patienten nahezu ausgeschöpft“, erläutert Czech.
ÄdA-Vorstandsmitglied Dr. Kirsten Jung, zugleich Vorsitzende des BVDD-Landesverbands Thüringen, fordert ein Extrabudget für die allergologische Versorgung. „Für Allergologen ist es nicht nachvollziehbar, dass die Gesundheitspolitik allergiekranken Patienten die notwendige Versorgung vorenthält. Völlig unberücksichtigt bei gesundheitspolitischen Entscheidungen bleiben die dramatische epidemiologische Entwicklung allergischer Erkrankungen und die sich daraus entwickelnden negativen Folgen für die Volkswirtschaft“, kritisiert Jung. „Wir brauchen ganz dringend ein zusätzliches Extrabudget für die allergologische Versorgung unserer Patienten!“