Diskussion um Ärzteausbildung
BERLIN - Eine weitere Baustelle in der Gesundheitspolitik der CDU/CSU/FDP-Koalition eröffnete der gesundheitspolitische Sprecher der CDU Fraktion, Jens Spahn. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sagte Spahn: Es kann Sinn machen, über ein mehrstufiges Studium nachzudenken. Die Medizin kommt nicht um eine Diskussion der "Bachelor-Frage" herum.
Damit griff Spahn eine Diskussion auf, die seit der Umsetzung des Bologna-Prozesses mit der Einführung von Bachelor und Master-Studiengängen schwelt und stellte sich diametral zum Gesundheitsministerium. Dessen Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz (CDU) hatte kurz zuvor auf einer Tagung des Medizinischen Fakultätentags klargestellt, dass das Ministerium keinen Reformbedarf sieht. Auch Ärzteverbände waren wenig angetan von Spahns Vorschlag, im sechs-semestrigen Bachelor-Studium Ärzte auszubilden und die Weiterbildung zum Facharzt als Masterstudiengang zu gestalten. „Bachelor und staatliche Facharztweiterbildung sind für den Arztberuf völlig ungeeignet“, sagte der Vorsitzende des Hartmannbundes Prof. Kuno Winn. „Die unterbreiteten Vorschläge sind unausgegoren und werfen mehr Fragen auf, als dass sie Antworten geben“, erklärte Winn. Winn sieht durch eine Umstellung des Studiengangs die Qualität der Aus- und Weiterbildung massiv gefährdet und verweist auf die Europarichtlinie 2005/36/EG. Demnach müsse ein Medizinstudium mindestens 5.500 Stunden umfassen und ein abgeschlossenes sechsjähriges Studium sei Voraussetzung für eine Facharztweiterbildung, deren Abschluss eine Niederlassung erst möglich mache. Wie bei diesen Rahmenbedingungen ein Medizinstudium auf sieben Jahre verkürzt werden könne, sei völlig unklar, so Winn. „Mit der Absenkung des Niveaus der ärztlichen Ausbildung auf das von Heilpraktikern lösen wir nicht das Problem des Ärztemangels“, gab Winn zu bedenken.