Rabattvertrag: Krankenkassen verursachen Impfdesaster
KIEL - "In diesem Jahr steht die Möglichkeit, als Schleswig-Holsteiner gegen die Virusgrippe (Influenza) geimpft zu werden, in den Sternen", berichtet der Vorsitzende der Landesgruppe Schleswig-Holstein des NAV-Virchow-Bundes, Matthias Seusing. Hintergrund ist ein Rabattvertrag der AOK an der Waterkant mit der Firma Novartis.
Der Engpass zur einsetzenden Grippeperiode sei fatal und unnötig, ärgert sich der Landesvorsitzende Seusing. "Zum ersten Mal haben die Krankenkassen die Bestellung der Impfstoffe landesweit in eigener Regie übernommen und schon fällt das von den Vertragsärzten seit Jahren aufgebaute und gut funktionierende Impfmanagement wie ein Kartenhaus zusammen."
Wann das Serum lieferbar sei, könne auch nach neuesten Informationen nicht gesagt werden. Den zuletzt zugesagten Liefertermin musste der Pharmahersteller erneut absagen. "Auf absehbare Zeit wird es keinen Kassen-Impfstoff geben. Wir haben keinen neuen Liefertermin mitgeteilt bekommen. Das ist ein Desaster und zeigt erneut, dass die Krankenkassen nur noch am wirtschaftlichen Erfolg und nicht mehr an der Versorgung interessiert sind. Verantwortung sieht anders aus", moniert Seusing.
Mit Einsetzen der kalten Jahreszeit häuften sich die Nachfragen nach Grippeimpfungen in den Praxen zusehends. Matthias Seusing: "Wir wissen nicht, was wir unseren Patienten sagen sollen. Eigene Impfstoffbestellungen durch die Ärzte sind mit Regress bedroht." Werbekampagnen der Kassen, sich jetzt impfen zu lassen, seien vor diesem Hintergrund absurd.
Das Beispiel zeige darüber hinaus in alarmierender Weise, welche haarsträubenden Folgen die missglückten Regulierungsversuche der Krankenkassen haben können. "Durch politisches Einsparkalkül der Krankenkassen wird die Gesundheit der Bevölkerung aufs Spiel gesetzt. Krankenkassen-Versicherte werden zu Krankenkassen-Verunsicherten", sagt der Landesvorsitzende Schleswig-Holstein.