Ärztemangel in Deutschland schreitet voran
BERLIN - Die Lücken in der ambulanten und stationären ärztlichen Versorgung werden immer größer. Das geht aus der neuen Arztzahlstudie hervor, die die Bundesärztekammer (BÄK) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Anfang September in Berlin präsentierten. Demnach müssen bis zum Jahr 2020 allein im ambulanten Bereich fast 52.000 Ärzte ersetzt werden, darunter 28.000 Fachärzte.
Die Prognose ergibt sich aus dem Durchschnittsalter der Ärzte, das im Erhebungsjahr 2009 bei 51,92 Jahren lag. „Stellt man der Zahl der Abgänge die voraussichtlichen Zugänge bis zum Jahr 2020 gegenüber, so wird es dann in Deutschland knapp 7.000 Hausärzte weniger geben als bisher. Diese Zahl ist alarmierend“, betonte Dr. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der KBV. Für den zu erwartenden Mangel an Fachärzten unter Einbeziehung der zu erwartenden Zugänge wurde nach Auskunft des Studienleiters bei der KBV, Dr. Thomas Kopetsch, keine Prognose erstellt. "Was wir sagen können ist, dass bis zum Jahr 2015 sich etwa 14.900 Fachärzte zur Ruhe setzen werden, bis 2020 sind es 28.800", so Kopetsch.
Nach Ansicht von BÄK und KBV beginnen die dem Ärztemangel zugrunde liegenden Probleme schon im Studium: Viele Studenten beenden ihr Medizinstudium nicht, zwischen 2003 und 2008 haben annähernd 18 Prozent keinen Abschluss gemacht. Dies entspricht nach Köhlers Darstellung einem ganzen Anfängerjahrgang. Auch sei die Zahl der Medizinstudentinnen in stetigem Steigen begriffen, was aufgrund der oftmals anderen Lebensperspektiven zu einer gewaltige Veränderung des zur Verfügung gestelltem Arbeitsvolumen führe, sagte der Vize-Präsident der BÄK, Dr. Frank Ulrich Montgomery. Außerdem gehen zahlreiche Absolventen eines Medizinstudiums ins Ausland oder arbeiten in Deutschland nicht als Arzt. Im untersuchten Zeitraum sind der medizinischen Versorgung in Deutschland insgesamt 5.854 Absolventen (11,6 Prozent) aus diesen Gründen verloren gegangen. „Das kann auch an der fehlenden Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Arztberuf liegen. Daran müssen wir arbeiten“, forderte Köhler.