"Es muss wieder um den Menschen gehen und nicht um die Macht"

Gesundheitspolitik

113. Deutscher Ärztetag in Dresden eröffnet

DRESDEN - Zur Eröffnung des 113. Deutschen Ärztetages hat Bundesgesundheitsminister Rösler für weitere Reformen im Gesundheitswesen geworben. Es gehe darum, ein effizienteres System auf den Weg zu bringen.Dabei müsse die Eigenverantwortlichkeit des Patienten gestärkt, Bürokratie abgebaut und der Arztberuf attraktiver gemacht werden.

Grundlegende Veränderungen forderte in seinem Eröffnungsvortarg Bundesärztekammerpräsident Prof. Jörg-Dietrich Hoppe: „Die Rahmenbedingungen in der Gesundheitspolitik müssen so gestaltet werden, dass jeder Patient eine gute Medizin erhält. Es muss wieder um den Menschen und nicht um Macht, es muss wieder um den Patienten und nicht nur um Politik gehen,“sagte Hoppe.

 

Die Ärzteschaft habe deshalb hoffnungsvoll zur Kenntnis genommen, dass im Koalitionsvertrag der Bundesregierung eine neue Dialogkultur für das Gesundheitswesen angekündigt worden sei. Seither würden zwischen Politik und Ärzteschaft kontinuierlich Gespräche geführt und die wesentlichen Probleme in gemeinsamen Arbeitsgruppen bearbeitet, so Hoppe.


Rösler packte seine Zuhörer in seinem Grußwort bei ihrem Selbstverständnis als Mediziner. Er bezeichjnete es als gefährlich, dass im aktuellen Gesundheuitssystem nicht der am meisten Erfolg habe, der gute Medizin erbringen, sondern jene, die am besten die Regulierungen des Systems für sich zu nutzen wissen


Die Zukunftsaufgaben seien gewaltig und die Ärztinnen und Ärzte wollten zu deren Bewältigung beitragen, unterstrich Hoppe. Das Soziale drohe in einer wachsenden Singlegesellschaft verloren zu gehen. Dies könnten weder Ärzte kompensieren, noch könnten das Politiker durch Gesetze administrieren.

 

Der Ärztepräsident sieht in der Gesundheitsversorgung kein weiteres Einsparpotential. Der Anteil der gesetzlichen Krankenversicherung an den Gesundheitsausgaben liege seit Jahrzehnten bei etwas über sechs Prozent, im Vergleich zu anderen in der OECD organisierten Staaten mit einem Durchschnittswert von mindestens acht Prozent. „Dass es zu Rationierung in der medizinischen Versorgung kommt, ist mittlerweile wohl unbestritten. Längst ist die heimliche Rationierung öffentlich geworden.“


Vor diesem Hintergrund erneuerte der Ärztepräsident seine Forderung nach einer Debatte über Priorisierung im Gesundheitswesen. „Die Schere zwischen dem, was wir leisten können und dem, was wir bezahlen können, klafft immer weiter auseinander.“ Deshalb müsse man darüber reden, wie trotz begrenzter Ressourcen eine gerechte Versorgung gestalten werden könne.


„Im derzeitigen System sehe ich nur einen Weg aus der Rationierung, nämlich die Diskussion um die Priorisierung,“ wiederholte Hoppe seine Position. Zur Vorbereitung solch wichtiger Entscheidungen habe die Ärzteschaft einen Gesundheitsrat vorgeschlagen, mit Philosophen, Theologen, Juristen, Patientenvertretern, Ärzten und Gesundheitsberufen. „Auch hier gilt mehr denn je: Dialog schafft Vertrauen. Wir wollen die Menschen in die Entscheidungsprozesse einbinden. Sie müssen verstehen können, um was es geht – nur dann auch werden sie Verständnis für die Entscheidungen haben.“

Mehr vom 113. Deutschen Ärztetag lesen Mitgloeder des BVDD in der Juni-Ausgabe der Verbandszeitschrift „Der Deutsche Dermatologe“.