Vorwurf der "doppelten Facharztschiene" zurückgewiesen
BERLIN - In der Diskussion um den drohenden Ärztemangel hat KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Köhler klare Flagge gezeigt: Natürlich brauchen wir den wohnortnahe, niedergelassene Fachärzte, genauso wie wir den Allgemeinmediziner brauchen, sagte Köhler im wöchentlichen Video-Podcast seines Verbandes.
„Wer jetzt noch von einer doppelten Facharztschiene spricht, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt“, sagte Köhler. Hintergrund sind Aussagen der Vorsitzenden des GKV-Spitzenverbandes Dr. Doris Pfeiffer, die in einem Interview mit der Verbands-Zeitschrift VDI gesagt hatte: „Fachärztliche Leistungen werden in Deutschland vielfach doppelt erbracht. Diese Doppelversorgung macht die Patienten jedoch nicht gesünder, kostet aber unnötig das Geld der Beitragszahler und findet sich in keinem anderen Land in dieser Form wieder.“ In Deutschland würden fachärztliche Leistungen sowohl im Krankenhaus als auch von niedergelassenen Ärzten angeboten. „Man spricht daher in diesem Zusammenhang von der doppelten Facharztschiene“, sagte Pfeiffer.
Die Forderung der GKV, das Facharztangebot deutlich auszudünnen und Schwerpunkte in der Nähe von Krankenhäusern zu bilden, wurde von Köhler entschieden zurückgewiesen. Gerade für ältere und kranke Versicherte sei es unzumutbar, für den Weg zum Augenarzt eine Stunde oder länger unterwegs zu sein, so Köhler. Der KBV-Chef verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass neben 20.000 Allgemeinärzten auch 21.000 Fachärzte in den kommenden Jahren die Altersgrenze erreichen und forderte die Politik auf, ein umfassendes Konzept zu erarbeiten, dem drohenden Ärztemangel zu begegnen.