Nordrhein-Westfalen: Selektivvertrag für Schuppenflechtekranke abgelehnt
DÜSSELDORF - Die Selektivvertragsinitiative des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen läuft in Nordrhein ins Leere. Wie die KV Nordrhein dem Landesvorsitzenden des BVDD, Dr. Klaus Strömer, mitteilte, haben die nordrheinischen Krankenkassen inzwischen signalisiert, dass sie derzeit dem Wunsch nach an einem Vertragsabschluss nicht nachkommen.
Zwei Gründe sind nach eigenen Angaben für die Krankenkassen ausschlaggebend gewesen: "Einsparungen im Arzneimittelbereich sind auf der Basis des in der Vereinbarung angeführten Behandlungspfads nicht zu erwarten", zitiert die KV No aus dem Antwortschreiben der regionalen Kassenverbände. Außerdem gehen die Kassen davon aus, dass "der Behandlungspfad bereits heute Standard ist". Bedarf für eine zusätzliche vertragliche Regelung wird nicht gesehen.
Wie dazu der BKK-Landesverband auf Anfrage mitteilt, haben sich die Betriebskassen noch nicht festgelegt. Sie prüfen zur Zeit noch, ob einzelne Mitgliedskassen des Landesverbandes an dem Angebot des BVDD-Landesverbands interessiert sind.
Zu den Zielen des Selektivvertrags zählt eine frühere Erkennung von Begleiterkrankungen der Psoriasis, wie Arthritis, eine konsequente Umsetzung der wissenschaftlichen Therapieempfehlungen (S3-Leitlinie) die Verringerung der stationären Kosten und der Ausfallzeiten am Arbeitsplatz und ein effizienterer Einsatz besonders teurer Medikamente zur innerlichen Behandlung.
Wie das Centum für Versorgungsforschung in einer aktuellen Versorgungsstudie festgestellt hat, werden die mittelschweren bis schweren Fälle der Psoriasis, das sind 10 bis 15 Prozent aller Schuppenflechtepatienten, vielfach fehlversorgt. Die Behandlung mit innerlichem Kortison stellt in diesen Fällen die häufigste Behandlung überhaupt dar. Ausgewertet wurden Datensätze einer großen deutschen Krankenkasse von 34.000 Schuppenflechtekranken. Die Hauptverordner dieser Behandlung sind Hausärzte und Internisten.
Eine Behandlung mit systemischem Kortison entspricht nicht den wissenschaftlichen Standards der bislang einzigen wissenschaftlichen S3-Leitlinie zu dieser Erkrankung. Nach älteren Daten des CVderm weist die Gruppe der schwerer erkrankten Psoriatiker eine unnötig hohe Zahl an klinischen Einweisungen und Fehlzeiten im Beruf auf, die im Zuge des von den Dermatologen neu entwickelten Behandlungspfad-Konzepts deutlich gesenkt werden könnten.
"Jetzt wissen wir, was von den ewigen Beteuerungen der Krankenkassen zu halten ist, eine qualitätsgesicherte bessere Versorgung zu fördern", kommentiert Dr. Strömer das Ergebnis der von der KV Nordrhein geführten Verhandlungen. Unsere Initiative zielt darauf ab, den mittelschwer bis schwer an Psoriasis Erkrankten auf der Basis diagnostisch gesicherter Kennwerte die beste nur mögliche Lebensqualität mit ihrer chronischen Erkrankung zu ermöglichen, die Zahl der Krankheitsschübe zu verringern und die Schwere der Schübe zu mildern." Der BVDD habe seine Initiative mit empirischen Versorgungsdaten hinterlegt.
"Es ist schon sehr ärgerlich, wie kaltschnäuzig die Krankenkassen hier eine substanzielle Verbesserung der Behandlung abtun und auf den Kassenstandard verweisen", so Strömer. "Wir können nur hoffen, dass die Betroffenen und die Schuppenflechte-Selbsthilfeorganisationen jetzt Druck machen."
Die durchschnittlichen Krankheitskosten betragen nach Angaben des CVderm bei einer mittelschweren bis schweren Psoriasis insgesamt durchschnittlich 6.600 Euro jährlich, davon müssen die Krankenkassen 4.300 Euro aufbringen, die Betroffenen selbst 800 Euro und 200 Euro die Rentenversicherungsträger. Hinzu kommen Arzneimittelkosten von durchschnittlich 1.490 Euro für Salben und bis zu 25.000 Euro für innerlich wirkende Arzneimittel im Jahr. Weitere 1.300 Euro stellen krankheitsbedingte indirekte Kosten dar.
Der Landesverband Nordrhein lässt nicht locker. Am 22. November findet in Düsseldorf eine Informationsveranstaltung statt zu der Kassen, KV, Gesundheitspolitiker und Landesgesundheitsministerium, der Medizinische Dienst der Krankenkassen, Patientenvertreter und Presse eingeladen sind. Thema: Versorgungsziele für die Indikation Psoriasis – Erfordernisse und Chancen für die GKV.