Krankenakte von Angela Merkel bald öffentlich?

Gesundheitspolitik

Bundesgesundheitministerium ignoriert Warnungen von Informatikexperten

Hannover - Unbeeimdruckt von allen datenschutzrechtlichen Bedenken hält Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt an ihren Plänen zur raschen Einführung der Gesundheitskarte fest. Auf der Cebit präsentierte die Ministerin die Rahmenarchitektur für die künftige Gesundheitskarte.

Im Vorfeld schlägt die Gesellschaft für Informatik (GI) Alarm: Sie sieht durch das Projekt sensible Gesundheitsdaten gefährdet. Vor allem prangert die GI an, dass etwa hochvertrauliche Patientenakten zentral abgelegt werden sollen, weil der Speicherplatz auf der Chipkarte nicht ausreicht.
"Absolute Sicherheit im Internet gibt es nicht", zitiert die COMPUTER ZEITUNG den GI-Präsidenten Prof. Matthias Jarke. Fast jeder Informatiker könne mit einem hinreichenden Aufwand alle Daten einsehen - die Gesundheitsdaten aller deutscher Bürger, VIP, ja selbst von Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeschlossen. "Das ist nicht kontrollierbar," ergänzt der GI-Security-Experte Prof. Hartmut Pohl, "zumal wir mit 80 Millionen Versicherten und zwei Millionen Health-Professionals bei Zugriffskontrolle sowie Absicherung der PCs ein Massenproblem haben."
Jarke und Pohl fordern daher, die Bürger über Chancen und Risiken des Projekts aufzuklären - "sonst nehmen sie die Technik nicht an und das wäre fatal", warnt Pohl. Jarke nennt in der COMPUTER ZEITUNG die Kernfrage: "Wollen wir die vollständige Vernetzung aller Ärzte, Krankenhäuser und Labore um der hoffentlich in zwei Jahren sinkenden Kosten im gesamten Gesundheitswesen Willen? Dann müssen wir die Risiken des Internets akzeptieren."
Die GI-Fachleute fordern dagegen, den Bürgern mehr Kontrolle über die Verwendung ihrer Daten zu geben - etwa in dem die Informationen nur auf der Karte selbst gespeichert werden.