Ulla Schmidt bemüht, die Wogen zu glätten
BERLIN - Verantwortlich für das Chaos in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung nach der jüngsten Honorarreform ist nach Auffassung von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt die Selbstverwaltung der Ärzte und Krankenkassen. Der Gesetzgeber habe nur "Rahmenregelungen zur Reform" beschlossen, behauptet die Ministerin in einem "Infobrief" an die Fraktionsmitglieder von CDU/CSU und SPD.
Die vom Erweiterten Bewertungsauschuss jetzt auf massiven öffentlichen Druck zugestandene zweijährige Übergangsphase schaffe Gestaltungsspielräume betont die Ministerin.
Probleme gibt es nach Wahrnehmung der Ministerin vor allem bei Gynäkologen, Augenärzten, Hautärzten und manchen Orthopäden. Beschwerdebriefe kämen insbesondere aus denjenigen Regionen, "in denen die Kassenärztlichen Vereinigungen nicht umfassend informieren bzw. wo die Honorarverteilung noch nicht vollständig und transparent erfolgt ist."
"Wir werden die Selbstverwaltung auf allen Ebenen nicht aus der Verantwortung entlassen, indiskutablen Verwerfungen bei der Honorierung ärztlicher Leistungen einzelner Arztgruppen oder innerhalb einzelner Arztgruppen entgegenzuwirken," verspricht Schmidt weiter.
Das Ministerium werde weiterhin Gespräche mit den Partnern der Selbstverwaltung führen und darauf drängen, "dass die Chancen dieses lernenden Systems ergriffen werden, und keine Arztgruppe unzumutbar benachteiligt wird."
Die Reform bringe einen rund zehnprozentigen Honoraranstieg im Vergleich zum Jahr 2007. Berechnungen des Instituts des Bewertungsausschusses zeigten, dass in allen Bundesländern Gewinne erzielt werden. Und dann weiter wörtlich: "Es ist nicht auszuschließen, dass sich im Zeitablauf zeigt, dass einzelne Ärzte tatsächlich gewisse Einbußen verzeichnen. Allerdings ist davon auszugehen, dass es eine sehr große "schweigende Mehrheit" gibt, die von der nun fairen Honorierungssystematik nicht nur planerisch, sondern auch direkt finanziell erheblich profitiert."
Nach Darstellung von Ministerin Schmidt kommt es für die einzelne Praxis auf das "Gesamtbild" an und "nicht auf die Vergütungshöhe einzelner, ausgewählter Leistungen". Schmidt zeigt sich überzeugt, dass auch insofern zu erwarten sei, "dass sich für sehr viele Praxen die Gesamtsituation deutlich besser darstellt, als dies gegenwärtig kommuniziert wird."