Priorisierungsdebatte neu angeschossen
BERLIN - Der neue Präsident der Bundesärztekammer Dr. Frank Ulrich Montgomery hat die von seinem Vorgänger Prof. Jörg-Dietrich Hoppe geführte Diskussion um eine Priorisierung medizinischer Leistungen neu angestoßen. Dies sei die einzige Methode, die limitierten Finanzmittel gerecht zu verteilen, sagte Montgomery der Zeitschrift Forschung und Lehre.
„Weil nicht genügend Geld zur Verfügung steht, um allen Menschen die optimale Therapie zu verschaffen, wird im deutschen Gesundheitswesen heimlich rationiert. Das belastet das Arzt-Patient-Verhältnis massiv“, begründet Montgomery seinen Vorstoß. Nach seinen Vorstellungen soll ein Gesundheitsbeirat aus Ärzten, Ethikern, Juristen, Gesundheitsökonomen, Theologen, Sozialwissenschaftlern und Patientenvertretern Ranglistenkriterien erarbeiten, nach denen anstehende Behandlungen abgearbeitet werden sollen. Die Behandlung bestimmter Krankheiten und Leiden soll Vorrang bekommen, festgemacht an bestimmten Indikatoren, Patientengruppen oder Verfahren. „Jeder wird behandelt, jeder wird versorgt, in der Rangfolge der Dringlichkeit“, sagte Montgomery.
Montgomerys Amtsvorgänger Prof. Jörg-Dietrich Hoppe hatte immer wieder eine offene Priorisierung statt einer verdeckten Rationierung gefordert. Noch in seiner letzten Rede vor dem Plenum des 114. Deutschen Ärztetages setzte er sich für eine Fortführung der Diskussion ein. Gesundheitsminister Daniel Bahr war aber konträrer Meinung: „Unser Ziel ist es, Debatten über Rationierung und Priorisierung unnötig zu machen“, definierte Bahr die Ziele seiner Gesundheitspolitik.