Rheinland-pfälzische Fachärzte schlagen Alarm - Allergiker wurden vergessen
MAINZ - Die allergologisch tätigen Fachärzte in Rheinland-Pfalz schlagen Alarm. Bei nach wie vor steigenden Allergikerzahlen hat die jüngste Vergütungsreform den allergologisch tätigen Facharztgruppen massive Kürzungen der Mittel für die Patientenversorgung beschert. Die jetzt vorgesehenen Flatrate-Sätze bedrohen die Versorgung der Patienten.
"Ab 1. Januar haben wir als Dermatologen für unsere Allergiepatienten im Jahr gerade einmal 60 Euro zur Verfügung eine allergische Erkrankung zu diagnostizieren und behandeln", erläutert Dr. Ralph von Kiedrowski, Landesvorsitzender der Dermatologen in Rheinland-Pfalz.
Den übrigen allergologisch tätigen Fachgruppen, den HNO-Ärzten und den Pneumologen, geht es da nicht anders. Mit diesem Betrag ist nicht einmal mehr das ärztliche Honorar für die Diagnostik und Therapie gedeckt." In jeder der allergologisch tätigen Berufsgruppen sind die Mittel für das erste Quartal 2009 bereits seit Ende Februar restlos aufgebraucht und dies obwohl die Allergiesaison erst noch bevorsteht.
Hintergrund: Im Zuge der Gesundheitsreform ist das System der Vergütung der Kassenärzte wiederum neu geregelt worden - mit teilweise dramatischen Folgen für einen Großteil der Fachärzte und ihrer Patienten. Für die Versorgung steht vielen Praxen entgegen anders lautenden Ankündigungen der Gesundheitspolitik weniger Geld als noch vor Jahresfrist zur Verfügung. In dem so genannten neu eingeführten Regelleistungsvolumen, sind die Kosten für die Allergologie nicht berücksichtigt worden.
"Man hat die Allergiepatienten bei der Kalkulation der Regelleistungsvolumina hier bei uns in Rheinland-Pfalz schlicht vergessen", fürchtet der Vorsitzende des Berufsverbandes der Lungenärzte in Rheinland-Pfalz, Dr. Patrick Albrecht.
"Niemand kann von uns verlangen, dass wir als Vertragsärzte unsere Praxen wirtschaftlich zu Grunde richten und Behandlungen quasi umsonst erbringen. Die Dummen sind unsere Patienten, die einen Rechtsanspruch auf eine leitliniengerechte Behandlung haben. Den Schlüsssel zur Lösung des Dilemmas haben die Krankenkassen", wirbt der Landesvorsitzende des Berufsverbandes der Hals-, Nasen-, Ohrenärzte Dr. Holger Heinritz um Verständnis für erste Konsequenzen, die die drei ärztlichen Berufsverbände jetzt gezogen haben:
- In Rheinland-Pfalz werden landesweit zunächst befristet vom 2. bis 15. März sämtliche Allergietestungen verschoben.
- Es werden Wartelisten eingerichtet, die in dem Umfang abgearbeitet werden, wie zusätzliche Mittel zur Verfügung stehen.
"Die Krankenkassen müssen bedenken: Allergien sind eine Volkserkrankung. Insgesamt leidet jeder fünfte Bundesbürger an Heuschnupfen, Asthma bronchiale oder an einer der vielen anderen Formen einer allergischen Erkrankung", unterstreicht Dr. Albrecht.
"Wenn diese Masse der Erkrankten auch in Zukunft ambulant und wohnortnah versorgt werden soll, sollten die Krankenkassen ihren Gestaltungsspielraum wahrnehmen und diesen innerhalb der aktuellen Regelleistungsvolumen nicht darstellbaren besonderen Versorgungsbedarf außerhalb der budgetierten Gesamtvergütung regeln", fordert Dr. von Kiedrowski.
"Wenn hier nicht sehr rasch ein Signal kommt, werden wir spätestens im Herbst die Wartelisten nicht mehr abarbeiten können. Dann werden wir Allergietestungen und Behandlungen nur noch in absoluten Not- und Ausnahmefällen auf Chipkarte erbringen können", kündigt Dr. Heinritz an.