„Desinfektionsmittel ist dafür gedacht, regelmäßig auf die Haut zu kommen. Wasser ist dafür nicht gedacht. Deshalb gilt grundsätzlich: Lieber zehn Mal die Hände desinfizieren als einmal waschen“, erläutert der Bremer Hautarzt Dr. Uwe Schwichtenberg, Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen anlässlich der Aktionswoche haut+job. Alkohol löst nur die oberflächlichen Fette auf der Haut. Wenn er verdunstet, verbleibt genügend Fett auf der Haut zurück. Sind die Hände stark verschmutzt, kommt man um das Händewaschen allerdings nicht herum. In jedem Fall sollten als weitere Komponente zur Vorbeugung eines Handekzems die Hände regelmäßig eingecremt werden. „Dabei gilt jedoch nicht das Motto viel hilft viel. Stattdessen sollte Handcreme dünn, aber so häufig wie möglich aufgetragen werden“, rät Dr. Schwichtenberg.
Hauterkrankungen wie das Handekzem haben seit Jahren die Statistik der Berufserkrankungen angeführt – bis zur Coronapandemie. In deren Folge wurden die berufsbedingten Hauterkrankungen (BK 5101) von diesem Spitzenplatz verdrängt, denn die Verdachtsfälle auf eine beruflich erworbene COVID-19-Infektion (BK 3101) stiegen rasant an. Laut Deutscher Gesetzlicher Unfallversicherung (DGUV) gab es 2021 rund 153.800 Verdachtsmeldungen auf eine BK 3101 (2020: 33.600; 2019: 1.910). Bei der BK 5101 waren es im gleichen Zeitraum rund 17.300 Verdachtsmeldungen (2020: 18.300; 2019: 19.900). Damit liegen die berufsbedingten Hauterkrankungen aber immer noch mit weitem Abstand auf Platz zwei bei den Berufskrankheiten. Besonders hautbelastend sind das Friseurhandwerk, die Pflegeberufe, aber auch Metall- und Bauberufe sowie die Landwirtschaft.
Damit es erst gar nicht zu einem Handekzem kommt, sollte bei den ersten Anzeichen eine Hautärztin oder ein Hautarzt aufgesucht werden. „Zunächst ist nur ein bisschen Schuppung und Trockenheit, möglicherweise auch schon eine Rötung der Haut zu bemerken – häufig zuerst an den Fingerzwischenräumen, wo die Haut besonders dünn ist und sich wie an der Basis der Zinken eines Kammes Stoffe vom Arbeitsplatz ansammeln können“, beschreibt Prof. Swen Malte John, Leiter der Abteilung Dermatologie und Umweltmedizin an der Universität Osnabrück, erste Symptome eines Handekzems. „Es gibt keine unschuldigen Hautveränderungen in hautbelastenden Berufen“, betont Prof. John. „Wenn es erst einmal angefangen hat, geht es meistens weiter und wird schlimmer.“ Also frühzeitig zur Dermatologin oder zum Dermatologen gehen, die bei einem beruflichen Hintergrund der Beschwerden die gesetzliche Unfallversicherung einschalten können. Übernimmt die Unfallversicherung die Behandlung, stehen Patientinnen und Patienten eine umfassendere Versorgung zu als in der gesetzlichen Krankenversicherung. So wird beispielsweise auch individuell angepasste Hautpflege durch die gesetzliche Unfallversicherung erstattet, ohne dass Rezeptgebühren anfallen. Außerdem werden Hautschutzseminare und auch eine stationäre „Hautkur“ angeboten.
Der Hautzustand der Patientinnen und Patienten lässt sich in vielen Fällen mit Schulungs- und Präventionsmaßnahmen stark verbessern. „Wer seine Hände richtig schützt, riskiert nicht, dass er aus seinem angestammten Beruf, mit dem man sich ja identifiziert, herausmuss, denn das passiert andernfalls leider nicht selten“, so Prof. John.
Mehr Informationen rund um berufsbedingte Hauterkrankungen bietet auch der Podcast von FOCUS Gesundheit mit Prof. Swen Malte John und Dr. Uwe Schwichtenberg.
Über die Kampagne haut+job
Die bundesweite Aktionswoche haut+job ist Teil der gesamteuropäischen Initiative „Healthy Skin@Work“ unter dem Dach der Europäischen Akademie für Dermatologie und Venerologie (EADV) mit dem Ziel, die Zahl der beruflich bedingten Hauterkrankungen deutlich zu verringern und den Hautschutz am Arbeitsplatz zu verbessern. Die Aktionswoche steht alljährlich ganz im Zeichen der Aufklärung über Ursachen beruflicher Hauterkrankungen und über mögliche Schutz- und Therapiemaßnahmen. Die haut+job-Kampagnenwebsite unter www.haut-und-job.de hält die wichtigsten Informationen rund um berufsbedingte Hauterkrankungen bereit. In Deutschland wird die Kampagne vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V. (BVDD), der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) und der Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie (ABD) getragen.
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