Aktinische Keratosen treten vor allem an den "Sonnenterrassen" wie Stirn, Wangen, Nase und Ohren, an Dekolleté und Nacken oder an der unbehaarten Kopfhaut auf, außerdem an Handrücken und Unterarmen. Sie sind Folge einer übermäßigen UV-Belastung der Haut in Freizeit oder Beruf, die sich im Laufe der Zeit aufsummiert hat. "Die Haut vergisst keinen Sonnenstrahl", betont Prof. Dr. Thomas Dirschka, Hautarzt in Wuppertal. Wird die Haut jahrzehntelang zu viel Sonne ausgesetzt, treten zunächst vereinzelt, später auch im lichtgeschädigten Hautfeld Schichtungsstörungen der Oberhaut auf. Die betroffenen Hautareale fühlen sich anfänglich oft wie Schmirgelpapier an, Eincremen mit gewöhnlichen Pflegeprodukten hilft – anders als bei trockener Haut – jedoch nicht. Schließlich werden raue, schuppende, hautfarbene bis rötlich-bräunliche Flecken auffällig, die wenige Millimeter bis einige Zentimeter groß sein können. Oft treten mehrere aktinische Keratosen auf oder breiten sich zu flächigen, krustigen Hautveränderungen aus.
Aktinische Keratosen sind nicht nur kosmetisch störend. "Es handelt sich vielmehr um Frühformen von hellem Hautkrebs", warnt Prof. Dirschka: Aus aktinischen Keratosen kann sich ein Plattenepithelkarzinom entwickeln. Mit zunehmendem Alter und schlechterem Immunstatus kommt es vermehrt zur Entwicklung solcher bösartigen Tumoren. Selten kann diese Form von hellem Hautkrebs sogar in Lymphknoten und andere Organe streuen und lebensbedrohlich werden. "Da sich der Verlauf nicht vorhersagen lässt, sollten aktinische Keratosen stets behandelt werden", empfiehlt Prof. Dirschka.
Verdächtige Hautveränderungen sollten frühzeitig einem Dermatologen gezeigt werden. Da das ungeschulte Auge erste Anzeichen jedoch leicht übersehen kann, empfehlen Hautärzte, das regelmäßige Hautkrebsscreening in Anspruch zu nehmen, bei dem der Dermatologe den ganzen Körper auf verschiedene Formen von schwarzem und hellem Hautkrebs sowie Vorstufen inspiziert. Zur Behandlung aktinischer Keratosen steht in der Hautarztpraxis ein breites Behandlungsspektrum zur Verfügung. Anwendungsmöglichkeiten, Behandlungsdauer, Aufwand und Begleiterscheinungen wie Schmerzen, entzündliche Rötungen, Hautirritationen oder Krustenbildung ebenso wie die Erfolgsaussichten sind unterschiedlich. "Welche Präferenzen der Patient hat und welche Therapie individuell am besten geeignet ist, sollte daher mit dem Hautarzt ausführlich besprochen werden", rät Prof. Dirschka. Einzelne aktinische Keratosen können beispielsweise durch Herausschneiden (Exzision), Kältebehandlung (Kryotherapie), Ausschabung (Kürettage) oder Laserbehandlung entfernt werden. Damit ist es jedoch oft nicht getan. Denn die chronische Lichtschädigung betrifft in der Regel ebenso die Umgebung der aktinischen Keratosen, auch wenn es noch nicht zu sichtbaren Veränderungen gekommen ist. "Vor allem wenn mehrere aktinische Keratosen in einem Areal aufgetreten sind, ist eine feldgerichtete Behandlung des gesamten Bereichs sinnvoll", so Prof. Dirschka. Je nachdem, wieausgedehnt der Befund ist, kommen verschiedene Wirkstoffe für eine äußerliche Behandlung in Frage.
Am effektivsten in der Behandlung aktinischer Keratosen sei die Photodynamische Therapie (PDT), erläutert der Dermatologe. Dabei wird zunächst an den betroffenen Hautarealen ein Wirkstoff aufgetragen, der lichtgeschädigte Hautzellen lichtempfindlich macht, so dass sie durch eine anschließende Bestrahlung mit speziellem, kalten Rotlicht gezielt zerstört werden. Die PDT aktinischer Keratosen weise Erfolgsraten von mehr als 80 Prozent bei guten kosmetischen Ergebnissen auf, berichtet Prof. Dirschka. Die konventionelle PDT sei allerdings schmerzhaft, räumt der Hautarzt ein. Daher werden heute auch Behandlungsschemata eingesetzt, die Tageslicht nutzen und die ebenfalls sehr effektiv, aber schmerzärmer sind. "Um Risiken zu vermeiden, sollte auch die Tageslicht-PDT unter kontrollierten Bedingungen und ärztlicher Aufsicht erfolgen", betont Prof. Dirschka.
Auch nach erfolgreicher Therapie sind regelmäßige Kontrollen erforderlich, da es sich um eine chronische Erkrankung handelt und an der lichtgeschädigten Haut erneut aktinische Keratosen oder auch heller Hautkrebs entstehen können. "Besonders wichtig ist ein guter Sonnenschutz", betont Prof. Dirschka. Das gilt vorbeugend für jeden, besonders aber, wenn es bereits zu UVSchädigungen gekommen ist. An erster Stelle steht das Meiden von zu viel Sonne. Die Haut sollte zudem wo möglich durch Kleidung geschützt werden – dazu gehört auch eine Kopfbedeckung, die zusätzlich den Nacken verschattet. An unbedeckten Hautarealen sollte ausreichend Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor angewendet werden. "Der richtige Sonnenschutz dient nicht nur der Vorbeugung – auch bereits bestehende aktinische Keratosen können so gebessert werden", erläutert Prof. Dirschka.
Aktinische Keratosen können Berufskrankheit sein
Menschen, die viel im Freien arbeiten, beispielsweise Beschäftigte im Straßenbau und Baugewerbe oder in der Land- und Forstwirtschaft, sind besonders gefährdet, an UV-bedingtem hellen Hautkrebs und seinen Vorstufen zu erkranken. Plattenepithelkarzinome oder mehrere bzw. ausgedehnte aktinische Keratosen sowie der Morbus Bowen können als Berufskrankheit (BK Nr. 5103) anerkannt werden, wenn diese infolge einer beruflich bedingten UV-Belastung aufgetreten sind – auch noch im Rentenalter. Bei einer Anerkennung als Berufskrankheit übernimmt die Berufsgenossenschaft alle notwendigen Kosten für die hautärztliche Versorgung, auch für manche Therapieverfahren, die im Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenkassen nicht enthalten sind. Dazu zählen beispielsweise auch die Kosten für die PDT.