Pressemitteilung 06/2022 • BVDD fordert ein Aussetzen der TI "Es muss Schluss sein mit dem Versuchskaninchen-Status der Praxen"

BERLIN –

Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) fordert wie die HNO-Ärzte ein TI-Moratorium. Der BVDD ist Vorreiter bei der Digitalisierung der Patientenversorgung im niedergelassenen Bereich und hat mit der Leitlinie „Teledermatologie“ bereits Standards gesetzt. Doch was nun mit dem geplanten Konnektorenaustausch erneut auf die dermatologischen Praxen zukommt, ist für BVDD-Präsident Dr. Ralph von Kiedrowski nicht mehr hinnehmbar.

„Unsere Praxen benötigen im Versorgungsalltag dringend eine TI-Pause. Es muss Schluss sein mit dem Status als Versuchskaninchen für unausgereifte Digitalisierungsmaßnahmen. Deshalb fordern die niedergelassenen Dermatologinnen und Dermatologen ein TI-Moratorium“, so BVDD-Präsident Dr. Ralph von Kiedrowski. 

Der von der gematik beschlossene Konnektorenaustausch sowie die ebenfalls erforderliche Neubestellung des Praxisausweises (SMC-B-Karte) und des elektronischen Heilberufsausweises (eHBA) haben aus Sicht des BVDD das Fass zum Überlaufen gebracht. „Neben dem enormen Aufwand für die neuerliche Technikumstellung steht zu befürchten, dass die pauschalen Finanzierungsbeträge der Krankenkassen wieder einmal nicht ausreichen werden, um die von den IT-Dienstleistern in Rechnung gestellten Kosten zu decken“, warnt der BVDD-Präsident. Hierzu sind die Arztpraxen nicht länger bereit. Hinzu kommt, dass ab 2025 das von der gematik bereits vorgestellte und als TI 2.0 bezeichnete softwarebasierte Vernetzungskonzept eingeführt werden soll, wodurch die veraltete Konnektorentechnik ohnehin obsolet wird. 

Die Forderung nach einem TI-Moratorium hat nichts mit einer grundsätzlichen Verweigerungshaltung der Fachgruppe gegenüber der Digitalisierung zu tun. Vielmehr nimmt der Berufsverband der Deutschen Dermatologen hier seit Jahren eine Vorreiterrolle ein und hat mit der Veröffentlichung der S2k-Leitlinie „Teledermatologie“ Standards gesetzt. „Die Dermatologie hat längst die Startblöcke der Digitalisierung verlassen. Grundvoraussetzung ist aber, dass digitale Anwendungen sinnvoll und nutzbringend sind sowohl für Patienten als auch für Arztpraxen“, betont der BVDD-Präsident. Davon kann bei der gesetzlich verordneten TI keine Rede mehr sein. „Bis dato wird ausschließlich Bürokratie für die Kassen geleistet, während sich die Patientenversorgung durch Systemabstürze und eine Verlangsamung der Praxisabläufe verschlechtert. Auch mit Blick auf den eRezept-Rollout ab September können wir derzeit niemandem raten, freiwillig daran teilzunehmen“, unterstreicht von Kiedrowski. 

Vor diesem Hintergrund fordert der BVDD, die Einführung der Telematikinfrastruktur so lange auszusetzen, bis ein realistisch umsetzbarer Fahrplan für eine voll funktionsfähige Telematikinfrastruktur nach neuesten Standards vorliegt, der auch von der Ärzteschaft getragen wird. „Akzeptanz in den Praxen erhält eine neue Technik nur, wenn sie ausreichend getestet ist, Abläufe verbessert und weder zu höheren Kosten bei Installation und Wartung noch zu unkalkulierbaren Risiken in puncto Datensicherheit führt“, so der BVDD-Präsident.