Ergebnisse aus der Versorgungsforschung zeigen: Viele Menschen mit Schuppenflechte (Psoriasis) sind medizinisch unterversorgt. Vor allem beimittelschwerer und schwerer Psoriasis bleibt die tatsächliche Versorgung oft hinter dem leitliniengerechten Therapiestandard zurück. Defizite bestehen insbesondere bei der Systemtherapie sowie bei der Diagnostik und Behandlung der Psoriasisarthritis, bei der auch die Gelenke entzündet sind. Um auch diesen Patienten den Zugang zu einer medizinisch notwendigen, leitliniengerechten Facharztversorgung – beispielsweise mit innovativen Systemtherapeutika wie den Biologika – zu erleichtern, haben sich bundesweit zurzeit 29 Psoriasisnetze etabliert. Der Aufbau dieser Netzwerke wird durch den Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) und die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) unterstützt.
In den Netzwerken haben sich Hautärzte zusammengeschlossen, in deren Praxis oder Klinik die Behandlung der mittelschweren bis schweren Schuppenflechte einen Schwerpunkt bildet. "Das größte Netzwerk ist das Psoriasis-Praxisnetz Süd-West", berichtet dessen Vorstandsmitglied Hautarzt Dr. Ralph von Kiedrowski, Selters. Hier haben sich mehr als 200 dermatologische Praxen und Kliniken aus den fünf Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Bayern vernetzt. Hautärzte, die sich einem Psoriasisnetz anschließen, verpflichten sich, Qualitätskriterien einzuhalten und die Leitlinienempfehlungen konsequent umzusetzen. Unter den Mitgliedern findet zudem ein intensiver Austausch fachlicher Erfahrungen statt. Regelmäßige Fort- und Weiterbildungen, die von den Netzwerken koordiniert werden, sorgen für Fachwissen auf neuestem Forschungsstand sowie für die nötige Expertise.
Zudem bieten einige Netzwerke Informationsveranstaltungen und Schulungen für Patienten. Psoriasisnetze setzen sich auch dafür ein, die gesundheits-ökonomischen Rahmenbedingungen, beispielsweise durch Versorgungsverträge mit den Krankenkassen, zu verbessern. "Psoriasisnetze erleichtern Arztkollegen die Zuweisung von Patienten an einen spezialisierten Dermatologen", erklärt Dr. von Kiedrowski. Betroffene können sich informieren, welcher Hautarzt in ihrer Region Experte für die Psoriasis ist und die neuesten Therapieoptionen kennt. (Einen Überblick über alle Psoriasisnetze bietet das Portal www.psonet.de.)
"Heute steht eine breite Palette an dermatologischen Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, mit denen den meisten Patienten geholfen werden kann", erläutert Dr. von Kiedrowski. Welche Behandlungsmaßnahmen geeignet sind, ist individuell unterschiedlich und orientiert sich am Schweregrad der Psoriasis. In der aktuellen Leitlinie zur Psoriasistherapie, die von Experten auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse entwickelt wurde, werden bei leichten Krankheitsverläufen Wirkstoffe zur äußerlichen Anwendung empfohlen. Bei mittelschweren und schweren Formen oder wenn eine Lokaltherapie erfolglos bleibt, sind systemische, das heißt innerlich wirksame Medikamente sowie UV-Therapie und die Balneo-Phototherapie mögliche Behandlungsoptionen. "Der Schweregrad bemisst sich nicht nur an der Ausdehnung der Schuppenflechte. Auch der Leidensdruck des Patienten, beispielsweise bei besonders belastenden Lokalisationen oder Beeinträchtigungen im Beruf, ist zu berücksichtigen", betont Dr. von Kiedrowski.
Zu einer umfassenden Betreuung von Patienten mit Schuppenflechte zählt auch die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Begleiterkrankungen. "Bei der Psoriasis handelt es sich um eine chronische Entzündung, die nicht nur die Haut, sondern den ganzen Körper betreffen kann", erläutert Dr. von Kiedrowski. Jeder fünfte Patient mit Schuppenflechte hat auch eine Entzündung der Gelenke (Psoriasisarthritis). Menschen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis leiden außerdem häufiger an Adipositas (Fettleibigkeit), Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Bluthochdruck und Arteriosklerose (Arterienverkalkung) als Hautgesunde und haben somit ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sowie Depressionen sind mögliche Begleiterkrankungen. "Netzwerkmitgliedern ist die Früherkennung der Komorbidität ein besonderes Anliegen", betont der Dermatologe. Dabei erfolgt eine fachübergreifende Zusammenarbeit mit Rheumatologen, Kardiologen und anderen Fachärzten.