Pressemitteilung 04/2020 • Innovationspreis Dermatologie 2020 „Videobrille gegen Juckreiz“ ausgezeichnet

HAMBURG/EUSKIRCHEN - Lässt sich der Juckreiz (Pruritus) von Patienten durch den Einsatz von Virtual Reality (VR) lindern? Studienergebnisse von Wissenschaftlern aus Oldenburg zeigen eindrucksvoll den Einfluss audiovisueller Stimulation auf die Juckreizwahrnehmung. Mit ihrem Projekt „Videobrille gegen Juckreiz“ haben sie den diesjährigen Innovationspreis Dermatologie gewonnen.

Was in der Schmerztherapie funktioniert, kann vielleicht auch für das Juckreizmanagement von Patienten hilfreich sein – dieser Gedanke brachte eine Forschergruppe der Universitätsklinik für Dermatologie und Allergologie Oldenburg auf den begleitenden Einsatz einer VR-Brille in der Juckreiztherapie. Da bislang jedoch nur eine Studie mit 27 Prurituspatienten existierte, beschlossen die Mediziner gleich selbst, ein Studiendesign anzulegen und die Wirkung der audiovisuellen Stimulation bei 150 Patienten zu untersuchen. Das System umfasst eine Videobrille mit OLED- Technologie, die den subjektiven Eindruck eines Kinobesuchs vermittelt und dabei beruhigend, ablenkend und entschleunigend auf die Probanden wirkt. Erste Daten belegen, dass die Stimulation mittels VR den Juckreiz effektiv und längerfristig lindern kann. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass durch die Entspannung mit der audiovisuellen Stimulations-Brille eine Entkopplung vom sogenannten Juckreizgedächtnis erfolgt, die in der Folge zu einer Linderung der Juckreizsymptomatik führt. Die neuen Erkenntnisse könnten einen einfachen und kostengünstigen Therapieansatz für Patienten mit starkem und chronischem Pruritus erschließen, der zudem medikamentöse Therapien verringert oder sogar ersetzt.

„Technische Innovationen sind mittlerweile fester Bestandteil der dermatologischen Praxis. Die VR-Therapie der Oldenburger Wissenschaftler ist ein tolles Beispiel, wie neue Technologien die Juckreiztherapie vereinfachen und die Lebensqualität der Patienten deutlich steigern können“, erläutert Dr. med. Klaus Strömer, Präsident des BVDD, die Entscheidung. Matthias Scheller, Vorstand der Professor Paul Gerson Unna Akademie e.V., ergänzt: „Das Projekt zeigt, wie sich mit einfachen und kostengünstigen Mitteln beeindruckende Therapieerfolge erzielen lassen und macht neugierig auf die endgültigen Studienergebnisse.“

Die offizielle Preisübergabe wird im Rahmen der auf Oktober verschobenen Fachtagung „DERM“ stattfinden. Univ.-Prof. Dr. med. Ulrike Raap, Matthias Wilke und Dr. rer. nat. Niels Helge Meyer werden dort den Besuchern zudem den aktuellen Stand ihres Projektes präsentieren. Die Auszeichnung wurde in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V. (BVDD) in Kooperation mit der Professor Paul Gerson Unna Akademie e.V. vergeben und ist mit einem Preisgeld von 5.000 Euro dotiert. Zur Teilnahme aufgerufen sind jedes Jahr Dermatologen mit innovativen Konzepten und Strategien in den Bereichen Praxismanagement, Vernetzung sowie Diagnose- und Behandlungsformen.

Über Professor Paul Gerson Unna Akademie e.V.

Die Professor Paul Gerson Unna Akademie e.V. ist das unabhängige Fort- und Weiterbildungsinstitut rund um das Thema Haut. Dabei steht das Wohl des Patienten stets im Vordergrund. Ziel ist es, die Behandlungserfolge rund um das Thema Haut nachhaltig zu steigern. Dafür bietet die Unna Akademie spezialisierte und innovative Weiterbildungsangebote, die höchsten qualitativen Standards gerecht werden. Durch den fortlaufenden Wissens- und Erfahrungsaustausch mit Experten und Kollegen ist die Unna Akademie immer State-of-the-Art und agiert gänzlich unabhängig von den Interessen der Industrie. Die maßgeschneiderten Seminare sind im deutschsprachigen Raum regional verfügbar.

Weitere Informationen gibt es unter www.unna-akademie.de.

Über den Berufsverband der Deutschen Dermatologen

Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V. (BVDD) ist der Zusammenschluss der in Deutschland niedergelassenen Hautärzte zur Vertretung ihrer wirtschaftlichen und sozialpolitischen Interessen. Der BVDD setzt sich aktiv für verbesserte Rahmenbedingungen ein, fördert den Nachwuchs in der Dermatologie und beteiligt sich an den großen gesundheitspolitischen Diskussionen rund um Versorgungsinnovationen, medizinischen Fortschritt und neue Technologien wie Telemedizin, für die die Dermatologen in Deutschland ungeschlagen die Vorreiter sind. Zu den klassischen Aufgaben des BVDD gehören zudem Schulungen und Weiterbildungen für seine Mitglieder.