Sie sind aus der Körperpflege und dem täglichen Styling kaum wegzudenken: Duftstoffe sind nicht nur in Parfüm enthalten, sie geben auch Duschgel und Rasierwasser, Hautcreme und Deo, Zahnpasta und Lippenstift eine besondere Note. Sogar in medizinischen Salben sind sie zu finden. Waschpulver und Reinigungsmittel duften ebenfalls. Doch Düfte sind nicht nur in Produkten des privaten Umfelds allgegenwärtig. In der Industrie werden Duftstoffe beispielsweise eingesetzt, um unangenehme Gerüche in Farben oder Kühlschmierstoffen zu überdecken. Neben Masseuren und Kosmetikerinnen tragen daher auch Metallarbeiter, die häufig mit Kühlschmierstoffen hantieren, ein erhöhtes beruflich bedingtes Risiko, eine Duftstoffallergie zu entwickeln.
„Die weite Verbreitung, aber auch die hohe Sensibilisierungsfähigkeit vieler Duftstoffe tragen dazu bei, dass diese Substanzen – nach Nickel – die zweithäufigsten Auslöser von Kontaktallergien sind“, berichtet Professor Dr. Wolfgang Uter, Facharzt für Dermatologie und Epidemiologe an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Charakteristische Anzeichen einer Duftstoffallergie sind juckende, entzündlich gerötete, manchmal angeschwollene oder nässende Hautveränderungen an Arealen, die wiederholt oder anhaltend dem Duftstoff ausgesetzt sind. Die allergischen Reaktionen treten häufig hinter den Ohren oder an anderen Hautpartien auf, wo Parfüm aufgetragen wird. „An den Achselhöhlen bieten die dünne Haut und die feuchte Kammer zwischen den Hautfalten Duftstoffallergenen besonders gute Bedingungen, in die Haut einzudringen“, erklärt Prof. Uter. Die dort angewendeten Deodorants sind neben Parfüm besonders häufig Ursache einer Duftstoffallergie. Auch Gesichtsekzeme sind typisch für eine durch Kosmetika hervorgerufene Duftstoffallergie. Bei Männern zählen insbesondere Aftershave-Lotionen zu den häufigsten Auslösern, die Ekzeme in der Bartregion hervorrufen können.
Werden Inhaltsstoffe eines Pflegeprodukts nicht frühzeitig als Auslöser erkannt, kann sich ein chronisches Ekzem entwickeln. Bei hochgradiger Sensibilisierung oder Kontakt mit einer großen Menge des Allergens kann es auch zu einer Ausbreitung einer allergischen Reaktion über den ganzen Körper kommen.
Auslöser dingfest machen
„Doch eine allgemeine Duftstoffallergie gibt es nicht“, betont Prof. Uter. Auf jegliche Duftstoffe zu verzichten, könne daher eine unnötige Einschränkung der Lebensqualität bedeuten. Bei Verdacht, dass die Hautveränderungen durch einen Duftstoff hervorgerufen werden, gelte es, unter den tausenden synthetischen oder auch natürlichen Substanzen den Verantwortlichen dingfest zu machen.
Um mögliche Sensibilisierungen abzuklären, werden in der Hautarztpraxis zunächst Epikutantests mit Standard-Testreihen durchgeführt. Diese umfassen zwei Duftstoffmixe, die unter anderem Eichenmoos, Isoeugenol, Zimtaldehyd und Citral enthalten, sowie Perubalsam und HICC (Hydroxyisohexyl 3-Cyclohexene Carboxaldehyde). Die Test-Substanzen werden für zwei Tage auf dem Rücken aufgebracht und nach drei bis sieben Tagen wird der Test abgelesen. Eine Hautrötung und -verdickung sowie eventuell Bläschen weisen auf eine Sensibilisierung hin. „Bei positiven Reaktionen auf verwendete Test-Duftstoffmixe sollten anschließend die Einzelkomponenten überprüft werden“, rät Prof. Uter. Bei Bedarf kann hierfür eine Überweisung an ein spezialisiertes Zentrum erfolgen. Bei Verdacht auf eine Kontaktallergie auf einen Duftstoff, der nicht zu den verfügbaren Testsubstanzen zählt, kann auch ein Epikutantest mit einem vom Patienten mitgebrachten Produkt sinnvoll sein.
Auf die Kosmetikinhaltsstoffe achten
„Nach einer adäquaten Diagnostik ist das Meiden des ursächlichen Duftstoffs das A und O“, erklärt der Hautarzt. Derzeit müssen 26 häufig sensibilisierende Duftstoffe auf der Verpackung von Kosmetika deklariert werden, wenn sie eine bestimmte Konzentration übersteigen. Wer auf einen dieser Duftstoffe allergisch ist, sollte die angegebenen Inhaltsstoffe prüfen und auf Produkte ausweichen, welche die allergieauslösende Substanz nicht enthalten. Duftstoffe, die nicht deklarationspflichtig sind, werden lediglich pauschal als „Parfum“ ausgewiesen. Bei einer Allergie auf einen nicht deklarationspflichtigen Duftstoff bleibt nur, generell duftstofffreie Produkte zu bevorzugen. Wie Prof. Uter hervorhebt, sei es sehr zu begrüßen, dass die drei Dufststoffe HICC, Atranol und Chloratranol, die besonders häufig Allergien auslösen, von Kosmetikherstellern in der EU nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Bis zum Jahr 2021 müssen alle Kosmetika mit diesen Inhaltsstoffen aus den Verkaufsregalen verschwunden sein. Die „Hitliste“ der Duftstoffe mit der höchsten Sensibilisierungspotenz unterliege jedoch einem Wandel. „Nach einem Gutachten des Scientific Committee on Consumer Safety (SCCS) der EU-Kommission aus dem Jahr 2012 soll die Liste der deklarationspflichtigen Duftstoffe angepasst und erweitert werden“, so Prof. Uter. „Leider hängt die Umsetzung noch in den EU-Gremien.